07.06.2009 - 20.09.2009
Als die Olaf Gulbransson Gesellschaft im Jahr 2007 Volker Reiche mit dem Olaf Gulbransson Preis auszeichnete, war dies ein Signal für das Museum am Tegernsee, sich in Zukunft mehr für Comic und Cartoon zu öffnen. Denn mit Volker Reiche ging die Auszeichnung erstmals seit ihrer Einführung im Jahr 1993 an einen Comiczeichner. Schon in der ersten Hälfte des Jahres 2009 ist im Olaf Gulbransson Museum mit Bernd Pfarr ein Cartoonist zu sehen. Daran anschließend ist Volker Reiche zu Gast: Vom 7. Juni bis 20. September 2009 präsentiert das Museum eine Auswahl seiner Comics und Gemälde.
Volker Reiche (*1944) ist vor allem bekannt für seinen Comic-Strip STRIZZ, den er seit 2002 für die Frankfurter Allgemeine Zeitung zeichnet. Die Serie mit dem Büroangestellten Strizz und seinem Chef Leo entwickelte Reiche neu und exklusiv für die FAZ. Zuvor war der studierte Jurist für Pardon und Titanic, für das holländische Donald Duck-Magazin und für die Fernsehzeitschrift Hörzu tätig, für die er „Mecki“ zeichnete.
In ihrer Begründung zur Verleihung des Gulbransson Preises würdigte die Jury vor allem auch den Comicstrip STRIZZ:
„In seinem Werk verbinden sich inhaltlicher Anspruch, Witz und Humor mit zeichnerischer Meisterschaft. Das werktägliche Erscheinen des Comicstrips STRIZZ stellt hohe Anforderungen an Kreativität, Phantasie und zeichnerisches Können. Volker Reiche erfindet immer wieder neue Figuren und hat bereits eine Vielzahl von Typen erschaffen, die in ihrer Zuspitzung charakteristisch für den Simplicissimus waren, für den auch Olaf Gulbransson zeichnete. STRIZZ als nationales Symbol ist eine politische Figur ohne satirischen Charakter, die all das reflektiert, was die Bevölkerung bewegt.“
Nach und nach erweiterte Reiche seinen STRIZZ um weitere Figuren: um Rafael, den altklugen Neffen von Strizz, und dessen Stofftiere, um die junge Malerin Irmi, in die sich Strizz verliebt, um deren Hund Müller und den Kater Herrn Paul, der wiederum Herrn Leo gehört. Später sollten aus anfangs kleinen Rollen weitere wichtige Charaktere entstehen: die Mutter von Irmi, der Firmenarchivar Herr Berres, die Chefsekretärin Frau Gerhardt, die Ratten Lilo und Bernd und nicht zuletzt der haikudichtende Hofhund Tassilo.
Damit hat Volker Reiche nach Meinung von Andreas Platthaus, stellvertretender Leiter des FAZ-Feuilletons, „einen spielerischen Zugang gewählt, weil vor allem die politischen Kommentare meist von dem nornengleich orakelnden und deutenden Trio aus Kater Paul, Schoßhund Müller und Hofhund Tassilo stammen. Allein der Anblick dieser wie Menschen agierenden Tiere bricht den Ernst der behandelten Themen und hebt STRIZZ weit über die Ebene einer bloßen Zeit- oder Gesellschaftskritik hinaus.“
Nach sechseinhalb Jahren hat Volker Reiche Ende 2008 seinen werktäglichen Comic eingestellt. Am 6. Dezember schreibt er hierzu auf seiner Internetseite: „Bitte keine voreiligen Tränen um das Ende von STRIZZ, denn STRIZZ geht auch im neuen Jahr weiter! Zwar nicht mehr von Montag bis Freitag, sondern “nur” am Samstag, dort aber mit einer für einen Zeichner wunderbar großzügigen halben Zeitungsseite. Vielleicht bekommt dann Herr Paul sogar seinen eigenen Strip.“