In diesem Jahr rückt ein bedeutender zeitgenössischer französischer Künstler in den Fokus europäischer Aufmerksamkeit. Fred Deux, der am 01. Juli dieses Jahres seinen 90. Geburtstag begeht, ist eine Ausstellungsreihe in Deutschland, Frankreich und der Schweiz gewidmet. Den Auftakt in Deutschland bildet die Exposition im Panorama Museum Bad Frankenhausen mit über 130 Werken aus dem gesamten Schaffenszeitraum von 1949 bis heute.
Die retrospektive Schau wird das Werk des Zeichners in seiner Entwicklung und all seinen unterschiedlichen Facetten erstmals im mitteldeutschen Raum zeigen. In jungen Jahren entdeckt Fred Deux Paul Klee und den Surrealismus mit André Breton für sich, dessen Gruppe er sich auch zeitweilig anschließt. Doch es ist nur ein kurzes Intermezzo. Der Autodidakt Fred Deux findet letztlich seinen ganz eigenen Weg in grandiosen figurativ-imaginären Bilderwelten, die zwischen Abstraktion und Figuration pendelnd die ganze Tiefe und Unendlichkeit seiner Empfindungen und Erinnerungen widerspiegeln.
Innenschauen an eine düstere Kindheit, an Krieg und Krankheit gebären mit äußerst sensibel geführtem Stift ein unentwirrbares Geflecht aus feinsten Linien und Schraffuren, das für sich alleine gesehen abstrakt zu sein scheint, im Zusammenspiel aller Geäste jedoch organische Gewebe entstehen lässt, die Leben atmen. Amorphe Kreaturen entsteigen der Dunkelheit des Seins und bezwingen die Dämonen der Vergangenheit. Es ist ein schmerzhafter, aber dennoch reinigender Prozess des „Bezeichnens“ einer unaussprechlichen Wahrheit, die die Seele erdrückt.
Fred Deux ist ein kritisch Hinterfragender seines eigenen Schaffens. Ob als Autor (seinem ersten autobiografischen Roman mit dem Titel „La Gana“ unter dem Pseudonym Joan Douassot folgen weitere Bücher) oder bildender Künstler sieht er den kreativen Prozess als identitätsstiftende „Arbeit“ an, die allein es vermag, sich selbst zu finden und letztlich auch selbst zu erkennen. Es ist für ihn ein immer wiederkehrendes, bewusstes Hinabsteigen in die Abgründe seiner Seele, in der sich gewesene Wirklichkeiten mit gleichnishaften Träumen zu grotesken Visionen verbinden. Das Unwirkliche aufs Papier zu bringen, gleicht dabei einem unentwegten Ringen mit sich selbst.
Sepp Hiekisch-Picard, stellvertretender Direktor des Kunstmuseum Bochum, das ein repräsentatives Konvolut von Deux-Arbeiten zu seinem Sammlungsbestand zählt, charakterisiert das Œuvre wie folgt: „Im Überblick erscheint sein Werk zwischen den Polen einer traumhaft-phantastischen Figuration und einer zur Formauflösung strebenden Abstraktion zu pendeln, zwischen Gegensätzen von Expressivität und meditativer Kontemplation, die zu immer wieder überraschenden Synthesen und Weiterentwicklungen führen. Ein Werk, das jahrzehntelang mit ungeheurer Arbeitsdisziplin in einer mönchisch anmutenden Abgeschiedenheit entsteht, fernab vom jeweils aktuellen Kunstgeschehen, nur sich selbst und dem absoluten Anspruch nach radikaler Ehrlichkeit in der Erforschung der eigenen Innenwelten verpflichtet.“