Sol LeWitts Wall Drawing 1176 ist ein Wandgemälde, das der amerikanische Künstler (1928 bis 2007) kurz vor seinem Tod Josef Albers und dessen Kunst widmete. Das Werk wurde für die Architektur des Josef Albers Museums in Bottrop konzipiert und nimmt dessen architektonische Bedingungen in seiner Struktur auf. LeWitt bekennt sich damit zu dem erheblichen Einfluss, den Albers um 1960 auf seine eigene Vorstellung des künstlerischen Werks hatte. Es ist insbesondere die der Farbe innewohnende räumliche Dynamik, die dabei zur Sprache kommt, ihre dauernde Wandlung zwischen Flächigkeit und Tiefe.
Diese Hommage an Josef Albers durch einen der zentralen Protagonisten der amerikanischen Kunst seit 1960 ist beispielhaft für den unmittelbaren Einfluss, den der Deutsche, der seit 1933 in den USA lehrte und arbeitete, durch seine besondere Kunstvorstellung auf eine jüngere Generation dortiger Kollegen hatte. Es geht dabei um die Berücksichtigung handwerklicher Gesichtspunkte im künstlerischen Prozess, die Rücknahme einer emphatischen Autorvorstellung und die Überwindung eines hierarchischen Kompositionsmodells. Überhaupt war eine Versachlichung des Werkbegriffs das Thema. Damit gelang die Überwindung der Ausdrucksemphase des Abstrakten Expressionismus.
Dennoch wird dieses Wandgemälde von Sol LeWitt, das nach 2005 nun zum zweiten Mal realisiert wird, von einer unmittelbaren Sinnlichkeit getragen. Es geht um die stille Größe einer Folge vorab festgelegter Farben, die gleichwohl eine Vorstellung transzendenter Schönheit wachrufen.
Auch ich möchte universale Schönheit schaffen. (…)
Ich möchte etwas machen, das ich mich nicht
schämen müsste, es Giotto zu zeigen. Sol LeWitt