Die Wandlung vom konkreten Kunstwerk der orthodoxen Regel zum konstruktiven Konzept, dem Begriff, der dem grundlegenden Band von Willy Rotzler, 1977, entstammt, hat tatsächlich der strengen Gestaltung neue Möglichkeiten zugänglich gemacht. Es erstaunt immer wieder, wie lebendig sich das Feld der konstruktiven Konzepte heute präsentiert, wie intuitiv mit bewährten Regeln, neuen Materialien, mit Formen und Farben und ihren Kombinationen aufgrund erweiterter Wahrnehmung und inhaltlichen Vorstellungen umgegangen bzw. von Regeln auch abgewichen wird. Es mögen solche Erfahrungen zwar auch vermehrt zu leichtsinnigen Lösungen führen, doch die künstlerische Produktion und ihre Rezeption sind sich im Grunde der Qualitätsmaßstäbe bewusst, die das konstruktive Konzept nun einmal bedingen, z.B. durch eine ungeschriebene Forderung nach professioneller Handwerklichkeit, wie sie das konkrete Kunstwerk in Form und Farbe stets aus altem Ethos heraus – sine qua non – nun einmal verstand. Ihr wird in den besten konstruktiven Konzepten ganz selbstverständlich nachgelebt.