Was macht ein Bild - insbesondere ein vervielfältigtes Bild - einzigartig? Dieser Frage näherte sich der Kurator Hans Wolfgang Singer Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem Buch "Unika und Seltenheiten im Königlichen Kupferstich-Kabinett zu Dresden", indem er für seinen Katalog ausnahmslos druckgrafische Werke auswählte. Zeichnungen nahm er nicht auf, obwohl gerade sie individuellen künstlerischen Ausdruck garantieren. Das Medium der mechanisch vervielfältigten Druckgrafik scheint Originalität hingegen auszuschließen.
EINZIGARTIG! fragt neu nach, wie wir heute die Einmaligkeit von Werken auf Papier wahrnehmen und verstehen können, unmittelbar in nahsichtiger Betrachtung - wir erwarten Sie zu den Öffnungszeiten in unserem Studiensaal (bitte klingeln!) - aber auch mit Distanz, die von schützenden Bilderrahmen in der Ausstellung erzeugt wird, und mit Hilfe digitaler Medien.
Ausgangspunkt der Präsentation bildet das handgezeichnete Selbstporträt, das den Künstler als individuellen Schöpfer thematisiert. Im Anschluss wird das Sammlungsprinzip des Ordnens in den Blick genommen: das Besondere kann sich erst im Vergleich mit anderen Werken zeigen und unterliegt dabei dem zeitlichen Wandel. Thema ist auch das Papier als vielgestaltiger Bildträger, der die einzigartige Wirkung der Kunstwerke im Kupferstich-Kabinett prägt.
Schließlich ist die unerschöpfliche Welt der reproduktiven Künste zu entdecken. Sie reicht vom Holzschnitt des 15. Jahrhunderts bis zum Offsetdruck und zur Fotografie. Sei es durch den Zufall des Erhalts, individuelle Überarbeitungen oder innovative Techniken, jedes Werk ist einzigartig. Den abschließenden Höhepunkt bildet der raumsprengende Karton des Dresdner Fürstenzuges, Inbegriff eines Unikats von höchster Seltenheit und Produktionsgrundlage für die Ikone sächsischer Porzellanmalerei.