23.09.2010 - 23.01.2011
Genau messen ist gleich Herrschaft verorten - schon Kurfürst August war diese Formel bekannt. Bereits 1587 enthielt die von ihm 27 Jahre zuvor gegründete Kunstkammer annähernd 1.000 mathematisch-technische Geräte und zahlreiche von ihm eigenhändig angefertigte Vermessungsrisse und Karten von Sachsen. Im Reißgemach, dem Zentrum der Kunstkammer im Residenzschloss Dresden, wurden die zur Anwendung für den Kurfürsten Werkzeuge und wissenschaftlichen Instrumente aufbewahrt. Diese entsprachen damals nicht nur dem neuesten Stand der Technik sondern erfüllten in höchstem Maße die repräsentativen Ansprüche einer fürstlichen Sammlung.
Ausgehend von den prunkvollen Zeugnissen der Landesvermessungen eröffnet die Ausstellung dem Besucher den Zusammenhang zwischen der Etablierung von Macht und der tatsächlichen räumlichen Verortung des Machtanspruches. Denn Land vermessen zu können, bedeutet eben auch, Land für sich in Anspruch nehmen zu können. Am Beispiel der Sammlung von Kurfürst August wird dies besonders deutlich.
Unter den circa 80 Exponaten befinden sich unter anderem eine bislang unbekannte Studienausgabe der prunkvollen Edition der Forstzeichenbücher Kurfürst Augusts, sein vermutlich eigenhändig verfasstes Traktat zu den Methoden der Vermessungskunde und ein erst kürzlich entdeckter Entwurf eines Wagenwegmessers vom Schweriner Instrumentenbauer Jachenow. Ebenso ist ein Landschaftskleid von 1611 aus Seidenatlas und farbiger Seide mit Gold- und Silberstickerei zu sehen, welches die sächsischen „wildtnüßen, seefarten, ackerbaw, menschen und thieren“ zeigt und im Spiegel der von Kurfürst August initiierten Vermessungen von Sachsen in einem neuen Licht erscheint.
Die ehemals im Reißgemach bewahrten und von Kurfürst August genutzten geodätischen Instrumente aus den Beständen des Mathematisch-Physikalischen Salons und Karten des Hauptstaatsarchivs Dresden werden ergänzt durch Leihgaben aus der Rüstkammer, der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und dem Leipziger Grassi Museum für Angewandte Kunst.