Sammlung für Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne, Foto: Pinakothek der Moderne
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Sammlung für Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne

Pinakothek der Moderne
Pinakothek der Moderne
Sammlung für Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne, Foto: Pinakothek der Moderne
Sammlung für Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne, Foto: Pinakothek der Moderne

Barer Straße 40
80333 München
Tel.: 089 21 12 71 38
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr
Do bis 20.00 Uhr

Gegen Kunst

25.05.2015 - 31.01.2016

Im Jahr 1937 fanden in München zeitgleich zwei Ausstellungen statt, die in der Kulturpolitik der Nationalsozialisten eine Schlüsselrolle einnahmen und prägend für die Kunst des 20. Jahrhunderts wurden. Die „Große Deutsche Kunstausstellung“ im „Haus der Deutschen Kunst“ sollte die Etablierung einer systemkonformen „neuen deutschen Kunst“ garantieren, die Feme-Ausstellung „Entartete Kunst“ in den benachbarten Hofgartenarkaden wiederum die deutsche Moderne öffentlich diffamieren und ihr Ende besiegeln. »GegenKunst« präsentiert zwei Triptychen und zwei Großskulpturen aus der Sammlung der Pinakothek der Moderne, die exemplarisch für diese beiden von den Nationalsozialisten initiierten Ausstellungen stehen und in der direkten Gegenüberstellung eine kritische Revision von NS-Kunst und Moderne ermöglichen.
Die von den Nationalsozialisten als „entartet“ denunzierten Künstler Max Beckmann und Otto Freundlich treffen auf die NS-Künstler Adolf Ziegler und Josef Thorak, die mit den „Vier Elementen“ und „Zwei Menschen“ kapitale Werke der "Großen Deutschen Kunstausstellungen“ 1937 und 1941 schufen. Beide Künstler wurden von Adolf Hitler zudem mit bedeutenden Staatsaufträgen und Ämtern ausgestattet, um das neue nationalsozialistische Menschenbild in der Kunst zu manifestieren. Mit dem Triptychon der „Versuchung“ von Max Beckmann und der Plastik „Der Aufstieg“ von Otto Freundlich werden wegweisende Hauptwerke der Moderne präsentiert, die nicht auf der Ausstellung „Entartete Kunst“ zu sehen waren, aber auf das Engste mit der Emigration und Verfolgung der Künstler im „Dritten Reich“ verknüpft sind.
„GegenKunst“ will durch die exemplarische Gegenüberstellung von NS-Kunst und „entarteter Kunst“ ein Spannungsfeld erzeugen, in dem die Stilmerkmale und Motive nationalsozialistischer Kunst in der bewussten Konfrontation mit Meisterwerken der Avantgarde deutlich erkennbar werden. Gleichzeitig wird der gezielt herbeigeführte Bruch der Moderne mit den akademischen Kunsttraditionen des 19. Jahrhunderts, auf die die NS-Kunst erneut zurückgreift, nachdrücklich sichtbar. Jenseits der Dämonisierung oder Verharmlosung werden Kontexte geschaffen, um nationalsozialistische Kunst auch im Kunstmuseum als Ort ästhetischer Reflexion und Diskussion präsentieren zu können.
Zusammenfassend werden in dieser Ausstellung zwei gegenläufige sammlungsgeschichtliche Entwicklungen präsentiert: Einerseits die nach 1945 einsetzenden Bemühungen um den Erwerb von Meisterwerken der Moderne, andererseits die in den 50er Jahren vom Freistaat Bayern überstellten sogenannten „Überweisungen aus Staatsbesitz“ - Werke aus dem enteigneten Kunstbesitz der NSDAP sowie hochrangiger Parteimitglieder, zu denen auch die hier präsentierten Werke von Josef Thorak und Adolf Ziegler gehören.
Als kritischer Gegenentwurf zur NS-Kunst wird abschließend die »Kreuzigung« (1965) von Francis Bacon in die Präsentation integriert. Als programmatische erste Erwerbung des neugegründeten „Galerie-Vereins“ öffnet sie den Blick für die internationale figürliche Malerei der Nachkriegszeit und die erneute Befreiung von ideologisch geprägten Menschen- und Körperbildern nach 1945.

KULTURpur empfehlen