Seit Mitte der 1960er Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 1986 schuf Joseph Beuys über 500 Multiples – preiswerte, in hoher Auflage produzierte Kunstwerke, durch die er seine Ideen einer großen Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. In dieser Werkgruppe experimentierte er mit einer Vielzahl von Formaten und Materialien. Mit den entstandenen Objekten und Papierarbeiten, konnte der Künstler ein breiteres Publikum erreichen, als dies mit Einzelstücken oder Aktivitäten, wie Performances, Vorträgen oder Diskussionsrunden möglich gewesen wäre. Beuys verstand sich selbst als Sender und sah in den Multiples »Antennen«, die seine Visionen verbreiten sollten: »Ich bin ein Sender«, verkündete er, »ich strahle aus!«. Die Multiples bringen das gesamte Spektrum von Beuys’ künstlerischem Interesse zum Ausdruck, da sie sein breit gefächertes Œuvre inhaltlich bündeln und somit in das Leben ihrer jeweiligen Besitzer übertragen.
Mit beinahe hundert Arbeiten aus dem Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, die durch einige Leihgaben ergänzt werden, widmet sich die Ausstellung in vier Räumen folgenden Aspekten: der erstaunlichen Materialienvielfalt der Multiples, ihrem Status als Editionen, der Zusammenarbeit von Beuys mit einer Reihe von Herausgebern für die Anfertigung der Multiples sowie dem Einsatz von Multiples zur Unterstützung bestimmter Projekte. Diese umfangreiche Ausstellung ermöglicht, die Multiples sowohl historisch einzuordnen, als auch aus zeitgenössischer Perspektive zu betrachten und die Frage zu stellen, welche Botschaften die Multiples bis heute übermitteln.
Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen verfügen dank der großzügigen Schenkung einer privat getragenen Stiftung in den Jahren 2008 und 2009 sowie anschließenden Erwerbungen über eine Multiples-Sammlung von Weltrang. Dieser Schwerpunkt konnte 2013 dank der Ankäufe von zehn weiteren Multiples des Künstlers durch PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne in einer geradezu idealen Weise abgerundet werden. Die Ausstellung »Ich bin ein Sender. Multiples von Joseph Beuys« ist die erste umfangreiche Präsentation dieser Bestände. Sie ist Ergebnis einer achtzehnmonatigen wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der Pinakothek der Moderne mit dem Busch-Reisinger Museum, Harvard Art Museums, Cambridge, USA, das gleichfalls über eine der wenigen umfassenden Sammlungen von Beuys’ Multiples verfügt.