Der Berliner Lackkünstler Gérard Dagly (1660-1715) kam 1686 aus Spa in Belgien nach Berlin und führte hier, mit Privilegien der Kurfürsten Friedrich Wilhelm und Friedrich III. versehen, bis 1712 eine Werkstatt für Lackarbeiten. Hier entstanden neben Schachteln, Schatullen, Bechern und Vasen auch Kabinettschränke und Wandpaneele. Dagly hatte sich von japanischen Porzellanmalereien und Koromandellacken anregen lassen und einen ganz eigenen Stil mit hohem Wiedererkennungswert entwickelt.
Zu seinen schönsten Arbeiten zählt die Bemalung des weißen Cembalos im Schloss Charlottenburg mit „Palastszenen“: Japanische Palastdamen, in weite Gewänder gehüllt und umgeben von spielenden Kindern, stehen in üppigen Gartenlandschaften mit Pagoden. Kräftig farbige Gewänder, Blüten und Pflanzen mit feinen Goldkonturierungen in der zarten und doch stark glänzenden Anmutung von Emailarbeiten machen den Charme der Bemalungen aus.
Außerdem sind zahlreiche große und kleine Tische, Spiegel und Guéridons (Beistelltische) zu sehen. Die merkwürdigsten Stücke sind sicher die Wackelpagoden und wandfesten Teebretter im Charlottenburger Porzellankabinett.
Zwölf Objekte aus dem Schloss Charlottenburg werden als Leihgaben der SPSG vom 19. April bis 26. Juli 2015 im Museum für Lackkunst Münster zu sehen sein. Anlass für die Ausstellung ist der 300. Todestag Gérard Daglys in diesem Jahr. Nach der Rückkehr der Leihgaben im Herbst wird der Bestand an Dagly-Möbeln im Schloss Charlottenburg besonders kenntlich gemacht. Außerdem werden Sonderaufsteller mit erläuternden Texten die Bedeutung der Stücke und des Künstlers hervorheben.