Ein bislang nicht dagewesener Blick auf die junge Volksrepublik China wird möglich durch die gemeinsame Präsentation der Zeichnungen von Gustav Seitz und Fotos von Eva Siao. Zu sehen ist die Ausstellung "Die Chinesische Reise - Menschenbilder von Gustav Seitz und Eva Siao" in den drei Räumen der Galerie 19. Jahrhundert auf Schloss Gottorf.
Gerade zwei Jahre bestand die Volksrepublik China, als sie 1951 durch eine Delegation der Deutschen Akademie der Künste in Ostberlin der ebenso jungen DDR besucht wurde. Der Bildhauer Gustav Seitz (1906–1969) schilderte in seinem Reisetagebuch voller Begeisterung die Aufbruchstimmung in China. Rund 70 Zeichnungen spiegeln mit scharf beobachtender Anteilnahme die damaligen Verhältnisse wider. Die deutschstämmige Jüdin Eva Siao (1911–2001), die 1934 einen Chinesen heiratete und ihm in seine Heimat folgte, war Bildjournalistin. Ihre Fotos zeigen das neue China zwischen traditioneller Kultur, Volksleben und Massenaufmärschen aus einem ganz persönlichen Blickwinkel – ein China, das alle Hoffnungen auf eine neue Gesellschaft zu erfüllen versprach.
Doch die hohen Erwartungen der Künstler an eine gerechte Gesellschaftsordnung durch den Sozialismus wurden enttäuscht. Seitz verließ die DDR 1958, Siao verbrachte nach der Kulturrevolution Jahre im chinesischen Gefängnis. Die Ausstellung präsentiert erstmals das Reisetagebuch und Zeichnungen von Gustav Seitz aus dem Jahr 1951 und stellt sie in einen Zusammenhang mit den Fotografien von Eva Siao, die in den 1950er- und 1960er-Jahren entstanden. Zudem werden Zeugnisse chinesischer Kulturgeschichte aus den Gottorfer Sammlungen, darunter Wandteppiche und Roben, die dem Museum aus der Kölner Sammlung Timmermann geschenkt wurden, präsentiert.