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Schloss Gottorf - Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen


Hesterberg
24837 Schleswig
Tel.: 04621 813 222
Homepage

Öffnungszeiten:

Apr-Okt: Mo-Fr 10.00-17.00 Uhr
Sa, So 10.00-18.00 Uhr
Nov-Mär: Di-Fr 10.00-16.00 Uhr
Sa-So 10.00-17.00 Uhr

Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen

26.05.2012 - 14.10.2012
»Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen« – das ist das Thema des Gottorfer Ausstellungshighlights des Jahres. Auf den ersten Blick ein düsteres Thema. Auf den zweiten Blick ein spannender Spiegel unserer Kulturgeschichte. Das von den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim konzipierte und von den Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen für die Gottorfer Reithalle erweiterte Projekt präsentiert an die 250 ethnographische Exponate, Highlight-Funde aus der Archäologie sowie Gemälde, Plastiken, Skulpturen aus der Kunstgeschichte und setzt diese in einen kulturhistorischen Gesamtzusammenhang.
Das Spektrum der Ausstellungsstücke reicht von altsteinzeitlichen Schädelschalen, Trophäenschädeln und Schädelmasken über kunstvoll verzierte Kopftrophäen und Schädelreliquien bis zum Motiv Schädel in der bildenden Kunst – Malerei und Skulptur. So wird in einer Jahrtausende überspannenden Zeitreise die immer wieder kehrende Faszination des Schädels eindrucksvoll belegt.
Die bis in die Gegenwart andauernde Schädelverehrung, beispielsweise im Umfeld des Kultvereins FC St. Pauli, ist vielfältig und besitzt eine lange Tradition. Bereits aus der Altsteinzeit kennen wir den Neandertalern zugewiesene Schädelschalen und Schädeldeponierungen aus Höhlen. Ob zur Ahnenverehrung im rituellen Raum oder als Trophäe öffentlich zur Schau gestellt, finden sich Schädel in vielfältigen Formen.
Sie werden als kunstvoll geschmückte Kopftrophäen oder religiös verehrte Schädelreliquien, als Mahnmal der Vergänglichkeit in ihrer Zeichenhaftigkeit erkannt und immer wieder neu gedeutet. Der Schädelkult ist ohne Zweifel ein zeitenübergreifendes Phänomen das weit in die Vergangenheit zurückreicht. Es beruht offenbar auf einer Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit und der Angst vor dem Tod beruht, daneben spielt auch die Heilserwartung an die Reliquie, eine erbeutete Kopftrophäe oder den Ahnenschädel eine nicht unerhebliche Rolle.
Verehrt, angebetet und gesammelt werden Schädel auf der ganzen Welt. Die Vielseitigkeit der Schädelverehrung scheint grenzenlos: kunstvolle Schädeldekorationen, Schrumpfköpfe oder Schädelbecher finden sich in den Weltkulturen Afrikas, Asiens, Ozeaniens oder Amerikas. Unübertroffen ist die Vielschichtigkeit und Subtilität in Europa bis in die Gegenwart, wie sie in dem Gottorfer Projekt besonders herausgehoben wird: bemalt und aufbewahrt in Beinhäusern, als Heiligenreliquie angebetet, als profane Reliquie – wie Schillers Schädel – verehrt, als Memento Mori in der Kunst dargestellt, im Zentrum moderner Forschung oder im Blickpunkt der Medizin.

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