22.06.2008 - 22.07.2008
Ab 22. Juni präsentiert das Archäologische Landesmuseum Schloss Gottorf „Mumien – Der Traum vom ewigen Leben“, die weltweit größte Mumienausstellung. Zwischen Oktober 2007 und Mai 2008 hielt dieses Projekt in den Reiss-Engelhorn Museen von Mannheim fast 200.000 Besucher in Atem. Dabei handelt es sich um die zweite und letzte Station dieser Mumienausstellung in Deutschland.
Doch vor dem Einzug der zahlreichen Exponate galt es zunächst einmal, wichtige technische Voraussetzungen zu erfüllen. Schon im April, wenige Tage vor dem Ende der Wilhelm-Busch-Ausstellung begannen, auf dem Dach der Reithalle die ersten Vorbereitungsarbeiten für die Errichtung einer Klimaanlage. Die Reithalle ist mit einer Grundfläche von 670 Quadratmetern der größte Sonderausstellungs-Komplex auf der Schlossinsel. Bislang erfolgt die Beheizung der Halle über eine manuell geregelte Fußbodenheizung, die es nicht ermöglichte, eine vorgegebene Raumlufttemperatur präzise einzustellen.
Das Klima in der Reithalle soll künftig auf Temperaturen von 18 bis 24 Grad C und eine relative Luftfeuchte von 40 bis 60 Prozent eingestellt werden können. Für die Ausstellung „Mumien. Der Traum vom ewigen Leben“ soll die Temperatur in der Reithalle 21 Grad C (+/- 3 Grad) und eine relative Luftfeuchte von 55 Prozent (+/- 5 %) betragen.
Aus Rücksicht auf die Architektur der Reithalle wurden die baulichen Eingriffe so unauffällig wie möglich vorgenommen. Deshalb entschied man sich, die Klimaanlage außerhalb der Halle auf einer neu errichteten Tragbühne oberhalb des flach geneigten Daches aufzubauen.
An den Kosten in Höhe von 519.000 Euro beteiligt sich das Land mit 423.000 Euro aus dem Schleswig-Holstein Fonds, der Restbetrag wird durch die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf getragen.
Während die Arbeiten an der Klimaanlage unter der Regie der Gebäude Management Schleswig-Holstein (GMSH) termingerecht dem Ende entgegen gehen, laufen in der Reithalle die Vorbereitungen seit anfang Mai auf Hochtouren. Die vormals weißen Wänden wurden in dem von der Mannheimer Ausstellung übernommenen tiefen „Mumien-Blau“ gestrichen, in dieser Wochen die Wände positioniert. In der nächsten Woche beginnt die Anlieferung der über 60 Vitrinen aus Mannheim, bevor ab 11. Juni die Exponate Schloß Gottorf erreichen werden.
In der Gottorfer Reithalle werden menschliche und tierische Mumien aus aller Welt, beispielsweise aus Südamerika, Asien, Polynesien, Ägypten, aus den Alpen, den Niederlanden und Deutschland zu sehen sein. Sie sind Belege unterschiedlicher Mumifizierungsumstände im Eis, im Moor, in der Wüste sowie in Höhlen und Grüften oder durch menschliches Zutun.
Bei dem Ausstellungsvorhaben handelt es sich um eine Gemeinschaftsproduktion der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und des Archäologischen Landesmuseums Schloß Gottorf.
Das Thema Mumien und Mumifizierung ist facettenreicher als nur „Mumien und Ägypten“ und hat eine alle Kontinente betreffende natur- und kulturgeschichtliche Dimension. „Mumien - Der Traum vom ewigen Leben“ – das sind 65 Mumien aus einem Zeitbereich von den Dinosauriern bis heute, aus fast allen Kontinenten, Naturräumen und Kulturkreisen der Erde. Zu sehen sein wird u.a. der Torfhund von Papenburg (1200 vor Chr.). Aber auch die Überreste einer 22-jährigen Frau, die im 17. Jahrhundert auf 2680 Metern Höhe im Porschabella-Gletscher verstarb und dort 1992 entdeckt wurde. Erstmals außerhalb der Schweiz war diese Gletscherleiche nur auf der Weltausstellung in Japan zu sehen.
Gezeigt werden auch die Menschen aus den Mooren, wie die wohl berühmteste Moorleiche Deutschlands, die Moorleiche von Windeby aus Schloß Gottorf. Diese 1952 in einem Moor bei Eckernförde gefundene Moorleiche ist ein gutes Beispiel für den zweiten Projektschwerpunkt. Denn dem ist ein großes Forschungsvorhaben angegliedert, dem sich Wissenschaftler aus dem In- und Ausland angeschlossen haben. Unterschiedlichste Methoden sind im Einsatz (Genetik, Datierung, Anatomie, CT-Analyse, Drogenanalyse usw.), um die zahllosen Rätsel der Funde zu lösen.
Die Ausstellung befasst sich aber auch mit einem weiteren spannenden Aspekt zum Thema Mumien: der Pharmaziegeschichte, die bisher noch nie in diesem Zusammenhang beleuchtet wurde. Es gibt keinen Nachweis dafür, dass die frühen europäischen Kulturen Mumifizierung betrieben. Das europäische Interesse an Mumien stand in engem Zusammenhang mit der starken Nachfrage nach dem Heilmittel Mumia, einem Wachs, das man auch in Mumien vermutete. Das Wundermittel aus zerstoßenen Mumienteilen war eine der meistgebräuchlichen Arzneien des 16. und 17. Jahrhunderts. Dies führte dazu, dass unzählige Mumien aus Ägypten nach Europa gebracht wurden, um den Nachschub an Mumia sicherzustellen.