Schloss Neuhardenberg

Wer ein Restaurant oder eine Bar betritt, taucht in eine eigene Welt ein: Stimmen, Hintergrundmusik und das Klappern von Tellern und Besteck bilden eine akustische Kulisse, die uns an unserem Tisch wie eine schützende Hülle umgibt. Im Laufe des Abends verändern sich Qualität und Pegel der Geräuschmischung: Am Anfang hört man noch unfreiwillig Gesprächsfetzen von den Nachbartischen, nach dem Apéritif wird es lauter, die Stimmung verändert sich, alle sind hörbar gelöster, nur noch einzelne Sätze und lautes Lachen lösen sich aus dem Stimmengewirr.
Es gibt vornehme Restaurants, in denen leise gesprochen wird und die Kellner jedes Geräusch vermeiden, und andere, in denen es laut wird. Es gibt große Säle und zimmergroße Bistrots: Die unterschiedlichen Dimensionen lassen sich mit geschlossenen Augen erhören. Kann man hören, an welchem geographischen und sozialen Ort man sich befindet? Gibt es überhaupt noch so etwas wie »authentische« Orte, oder hören sich die in den einschlägigen Reiseführern gelisteten Restaurants durch die Anwesenheit der allgegenwärtigen Touristen überall gleich an?
Stefan Koppelkamm kombiniert in seiner Ausstellung Fotografien mit Originaltönen: Erst beim Anhören der Stimmen und Geräusche entsteht eine fast illusionistische Vorstellung von der Atmosphäre eines Ortes. Der leere Raum füllt sich in der Phantasie des Betrachters mit Leben. Diese Strategie macht auch deutlich, wie sehr Fotografie die Wirklichkeit reduziert. Stefan Koppelkamm ist Designer und Fotograf und lehrt Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.