Zweifelsohne zählte Käthe Kollwitz um die Wende zum 20. Jahrhundert zu den herausragenden deutschen Künstlern und ihre Werke haben bis auf den heutigen Tag nichts von ihrer menschlich anrührenden Strahlkraft verloren. Der Mensch beanspruchte von Beginn ihres Schaffens an eine Ausschließlichkeit wie man sie nur von wenigen Künstlern kennt. Rasch konzentrierte sich die Künstlerin auf das großstädtische Proletariat, für dessen Schicksal sie in symbolistisch inspirierten Zeichnungen, Radierungen, Lithografien und Holzschnitten wie in einem umfangreichen plastischen Werk ebenso einfache wie eindrückliche Bilder fand. Persönliche Schicksalsschläge wie der Tod ihres Sohnes Peter im Ersten Weltkrieg bedingten neue Bildfindungen. Eine große Zahl von Selbstbildnissen zeugt von melancholischem Einfühlungsvermögen.
Käthe Kollwitz wurde 1867 in Königsberg in Ostpreußen geboren. Sie studierte in Berlin und München. 1891 heiratete sie den Berliner Kassenarzt Dr. Karl Kollwitz und zog mit ihrem Mann in den Norden Berlins. Rasch wurde sie mit den großen Radierzyklen „Ein Weberaufstand“ und „Bauernkrieg“ bekannt. 1919 wurde die Künstlerin als erste Frau Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. In der Weimarer Republik erhielt sie zahlreiche weitere ehrenvolle Auszeichnungen. Im Dritten Reich verfemt, starb sie wenige Tage vor Kriegsende im Jahre 1945.