Picasso hat nicht nur als Maler und Bildhauer, sondern vor allem auch als Graphiker das bedeutendste Œuvre des 20. Jahrhunderts geschaffen. Die 180 Werke umfassende Kollektion des Berliner Kupferstichkabinetts zählt zu den ältesten musealen Sammlungen dieses Hauptmeisters der Moderne. Mit 120 ausgewählten Graphiken und Zeichnungen aus dem eigenen Bestand - erweitert um 40 Leihgaben, darunter Gemälde, farbige Werke auf Papier, Plakate und Keramik - gibt die retrospektive Ausstellung einen Einblick in sieben Jahrzehnte eines außerordentlichen künstlerischen Schaffens. Es reicht stilistisch von der frühen asketischen Figuration über Anklänge des Kubismus, Klassizismus und Surrealismus bis zur Expressivität des Spätwerkes und stellt gleichzeitig eine stilpluralistische Metamorphose dar.
Gemäß der Devise Picassos, der "das Drama des Menschen" als wichtigste Motivation für seine Kunst erklärte, hat die Ausstellung zehn thematische Schwerpunkte. Beginnend mit dem Frühwerk der Gaukler und Zirkusleute und den Bildnissen der Zeitgenossen stehen seine Hommage an die Frauen - Geliebte und Lebensgefährtinnen - sowie die Beziehung von Künstler und Modell im Zentrum der Präsentation. Ebenso anschaulich werden Picassos lebenslange Faszination für den Stierkampf als Gleichnis des Kampfes der Geschlechter dargestellt sowie die Hinwendung zum Mythos des Minotaurus, des kretischen Stiermenschen, den er als alter ego verstand. Weitere Themenkreise führen den politisch engagierten Künstler mit Graphiken gegen die Franco-Diktatur und als Schöpfer der Friedenstaube vor Augen wie auch seine Auseinandersetzung mit großer Literatur und der Kunst der Alten Meister, etwa Rembrandt, Cranach und Goya.