29.06.2011 - 09.10.2011
Die Künstler Anja Kirschner (*1977) und David Panos (*1971) aus London präsentieren ihre Depot-Auswahl in Korrespondenz zu ihrem neuen, von der Staatsgalerie Stuttgart mitproduzierten Film »The Empty Plan«. Protagonisten des erstmals in Deutschland zu sehenden Films sind Bertolt Brecht und Helene Weigel. Ausgehend von ihrer Zeit in Hollywood von 1941 bis 1947 setzt sich der Film mit den wandelnden historischen Voraussetzungen für Brechts theoretische und praktische Theaterarbeit von der späten Weimarer Republik über das kalifornische Exil bis zur Rückkehr nach Deutschland und in die spätere ddr auseinander. Dabei wirft »The Empty Plan« als Collage kontrastierender Improvisationen auf der Bühne, imaginärer Dialoge in Filmstudio-Kulissen und dokumentarischer Rekonstruktionen auch grundlegend Fragen auf nach ideologischen Gehalten unterschiedlicher Darstellungsformen wie nach dem Verhältnis von Kunst und Politik, die auch in aktuellen ästhetisch-politischen Debatten relevant sind. Auch in ihrer Auswahl von Arbeiten aus dem Depot vor allem der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart erforschen Kirschner und Panos die komplexen und veränderlichen Beziehungen zwischen künstlerischen Formen und politischen Bewegungen in der Krisenzeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Ausgangspunkt dabei ist Brechts Kritik an naturalistischen und nationalistischen Konstruktionen von Realismus, die in dieser Zeit an Popularität gewannen und Offenes Depot auch im Ausstellungsprogramm der Graphischen Sammlung präsent waren. In seiner theoretischen wie praktischen Arbeit definierte Brecht Realismus vielmehr als kritische Haltung gegenüber herrschenden Verhältnissen in Bezug auf Möglichkeiten kollektiver Veränderungen. Die Auswahl der Arbeiten aus der Staatsgalerie Stuttgart entstand im Dialog mit der Kunsthistorikerin Kerstin Stakemeier, die u. a. zum Thema Realismus forscht. »The Empty Plan« wurde produziert von Film London Artists' Moving Image Network und City Projects / London, mit Unterstützung durch Focal Point Gallery / Southend-on-Sea, Staatsgalerie Stuttgart und Kunsthall Oslo. Zur Ausstellung gibt es ein Rahmenprogramm mit Künstlergespräch, Vortrag und Film Screenings.