Die Schweizer Künstlerin Renée Levi (*1960 in Istanbul) ist zuallererst für ihre architekturbezogene Malerei bekannt – und damit für eine Malerei, die mit der Sprühdose oder in großen malerischen Gesten auf die Wand oder die Leinwand aufgetragen wird. Sie entsteht in raschen Prozessen und ist immer auf den Ort bezogen.
Dieser Bezug zur Architektur knüpft an Levis erste Ausbildung als Architektin an, die sie bei Herzog & de Meuron in den 80er Jahren absolvierte. Ihre eigentliche künstlerische Motivation rührt jedoch aus einer bildkritischen Haltung, die im Kontext der konzeptuellen Malereikritik in den 90er Jahren zu sehen ist, und die nach neuen Lösungen verlangte. Dabei entwickelte Levi, ausgehend von Untersuchungen zur Wechselbeziehung von Farbe, Form und Raum ein medienübergreifendes Gesamtwerk, in dem Künstlerin, Betrachter und Kunst objekt in einem aktiven Verhältnis stehen. So wird auch die Stadtgalerie Saarbrücken zum Ort für Levis malerische Interventionen, die den Raum radikal verändern, ihn auflösen, um in der überdimensionalen, raumgreifenden Erfahrung der Farbe unseren Blick zu öffnen für eine Malerei, die in der Lage ist, eigene, neue Räume entstehen zu lassen und ihre Strukturen offen zu legen.
Parallel dazu werden die Querräume beider Etagen von der Künstlerinnengruppe HIGH FIVE bespielt - Jeannice Keller, Patricia Murawski, Ange lika Schori und Claire Zumstein – die bei Levi studiert haben. Ihre malerischen, skulpturalen und installativen Arbeiten spielen mit den Möglichkeiten von Raum und Architektur, um unsere Wahrnehmung immer wieder neu auf die Probe zu stellen.
Ergänzt wird diese Ausstellung durch eine Installation im Innenhof der Stadtgalerie, bestehend aus 22 Leuchtkästen, in denen die poetische Bild-Text-Reihe „Baie des Anges“ gezeigt wird. Sie wurde speziell für die Arkadensituation im Hof der Stadtgalerie entwickelt und entstand auf der Grundlage von Handyfotos, die Levi an den Schriftsteller und Kunstkritiker Markus Stegmann adressierte. Stegmann reagierte auf die Bildeinwürfe mit kurzen essayistischen Texten, oft in Dialogform, gelegentlich auch in Zitaten von anderen Autoren. Elf dieser Dialoge werden im Innenhof zu sehen sein.