Stadtmuseum Fembohaus, Foto: Erich Malter
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Stadtmuseum Fembohaus

Foto: Uwe Niklas
Foto: Uwe Niklas
Stadtmuseum Fembohaus, Foto: Erich Malter
Stadtmuseum Fembohaus, Foto: Erich Malter

Burgstr. 15
90403 Nürnberg
Tel.: 0911 231 2595
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Fr 10.00-17.00 Uhr
Sa, So 10.00-18.00 Uhr
whr. Christkindlesmarktes auch Mo 10.00-17.00 Uhr

Scheinwelten - Augentäuschung in der Malerei der Gegenwart

16.05.2007 - 26.08.2007
Jürgen Dressel, Wolfgang Harms, Michael Lassel, Jo Niklaus, Hans Niklaus. Gruppenausstellung Fünf Maler unserer Zeit und damit fünf künstlerische Temperamente sind in der Sommerausstellung des Stadtmuseums Fembohaus vereint. Was sie verbindet, ist ihr Streben nach hoher, fast altmeisterlicher Perfektion in der Trompe lÂ’œil-Malerei, der Kunst der Augentäuschung. Die Titel der präsentierten Arbeiten sind Programm: "Turm zu Babel", "Bau und Verfall der Kathedrale", "Roter Mondvogel", "Warhols Marilyn in Scherben", "Was Schönheit ist - ich weiß es nicht", "Der einsame Wolf", "Parfüm des Orients". Die Titel beflügeln unsere Phantasie, rufen Erinnerungen wach und wecken unsere Sinne, Sehnsüchte und zuweilen Ängste. Vom Reiz zur Täuschung ist es nur ein kleiner Schritt. Der Weg führt in diese Richtung, denn nur was fesselt, kann auch täuschen. Alles, was die Sinne reizt, haben die Künstler aufgeboten, um in die Irre zu führen: hoch aufgetürmte Pyramiden mit anspielungsreich zusammengefügten Relikten unserer heutigen Kultur, oft gespiegelt im Trivialen, wie Dürers Selbstbildnis auf der Lebkuchendose, Fabelwesen in wuchernden Fantasielandschaften, Muscheln in unendlichen Farben und bizarren Formen, adressierte und frankierte Briefumschläge als Fundstücke in Bilderrahmen steckend, vom Pop-Art-Künstler interpretierter Filmstar unter gesplitterter Glasscheibe... Mehr als fünfzig Werke zeigt die Ausstellung. Kunstgeschichtlich stehen die Arbeiten in der Tradition der bereits in römischer Zeit gepflegten Trompe lÂ’œil-Malerei mit Anleihen aus dem Surrealismus und dem Phantastischen Realismus des 20. Jahrhunderts. Vorbilder, Zitate und Anklänge aus der langen Geschichte des Trompe lÂ’œil finden sich verstreut in den Werken aller Künstler: der Typ des Jagdstilllebens des 16. Jahrhunderts, die illusionistischen Verkleidungen von Interieurs wie Schränken etc., das Vanitas-Motiv des 18. Jahrhunderts, das so genannte Quodlibet mit liebevoll zusammengestellten, ganz unterschiedlichen kleinen Dingen des Alltags oder auch Porträts unter zerbrochenem Glas, ein Sujet, das ebenfalls im 18. Jahrhundert beliebt war. Die Künstler erfüllen die Traditionen, auf die sie sich beziehen, mit neuem Leben, denn die Gegenstände, die sie uns zeigen, stammen zumeist aus unserer Zeit, sind uns vertraut. Der Möglichkeitssinn des Künstlers, wie ihn Robert Musil in "Der Mann ohne Eigenschaften" anführt, wirft sich auf die Wirklichkeit und schafft Trugbilder ohne Zahl: "Der Künstler erfindet: Hier könnte, sollte, müsste entstehen; und wenn man ihm von irgend etwas erklärt, dass es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein. So ließe sich der Möglichkeitssinn geradezu als die Fähigkeit definieren, alles, was ebenso gut sein könnte, zu denken, und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist (...). Es ist die Wirklichkeit, welche die Möglichkeiten weckt, und nichts wäre so verkehrt, wie das zu leugnen".

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