Das Konzept des Projektes „Der Mensch. Der Fluss.“ wagt eine einzigartige Symbiose der bildenden Kunst mit der Geschichte und den Mythen des Donaustromes. Das Kunstprojekt will reale und ideologische Entfernungen überwinden und entfernte Länder und verschiedene Kulturen verbinden. Künstler aus den Ländern von der Quelle bis zur Mündung wurden aufgefordert, ihre Sicht des königlichen Flusses auf Tafelbildern zu verewigen.
Die Ausstellungsinitiatoren vertrauen dabei der ästhetischen und kognitiven Stabilität des Tafelbildes: Malerei ist Ausdrucksform und Bilder sind „Lebenszeichen“.
Das Menschenbild, die Befindlichkeit des Menschen, sind zentraler Gegenstand der Ausstellungsreihe. Im Ergebnis entstand eine einzigartige Sicht von jungen Kunstschaffenden auf den Fluss und seine Menschen. Diese Sicht ist immer ganz individuell, der Erlebniswelt des jeweiligen Malers verpflichtet und zugleich immer ein besonderer Blick des vertretenen Landes. Die Kunst wird so „Katalysator für den gesellschaftlichen Austausch und die gutnachbarschaftliche Zusammenarbeit“.
Die Ausstellung richtet sich an junge bildende Künstler aus den Donauländern, die mit dem Projekt ein neues Forum erhalten, ihre Werke international vorzustellen und in kreative Interaktion zu treten. Die Auswahl der Künstler übernahmen Kunsthistoriker oder selbst künstlerisch Tätige aus den Donauländern. Sie benannten jeweils zwei Kreative ihres Landes, die das Schaffen der Generation der heute um die 30/40-jährigen qualitätsvoll repräsentieren und die ihre Arbeit mit dem Thema der Ausstellung „Der Mensch. Der Fluss.“ verbinden können und wollen.
„Der Mensch. Der Fluss.“ werden direkt, aber auch im übertragenen Sinn thematisiert. Die Donau selbst und damit die Kraft und die Poesie der Natur, sind Inhalt der Bilder von Pavol Stručka und Jozef Srna aus der Slowakei und von Daniel Sigloch aus Deutschland.
Alle drei Maler konzentrieren sich auf die reine Landschaft, zeigen sie menschenleer und frei von Zeugnissen kulturellen Eingriffs. Die Künstler lösen ihre Donaudarstellungen damit von jedem direkten zeitlichen Bezug und vermitteln mit großer malerischer Delikatesse Stimmungen. Der Süddeutsche Daniel Sigloch lokalisiert seine Landschaft im Titel Landschaft um Obermarchtal, also nach Baden-Württemberg. Es handelt sich hier jedoch keineswegs um ein naturgetreues Abbild. Der Künstler arbeitet zwar mit Fotografie, was lange für unbedingte Objektivität stand. Sigloch entwickelt seine Darstellung jedoch am Computer, indem er aus hunderten von übereinandergelegten Aufnahmen gleichsam eine Essenz des Ortes schafft.
Dem Ausstellungsthema gemäß bildet die Darstellung des Menschen, speziell des Menschen am Fluss bzw. in Verbindung mit Wasser als ein Urelement, den zweiten großen Motivkreis. Silke Mathé aus Deutschland, Bogdan Mateiaş und Cosmin Paulescu aus Rumänien und Maja Vukoje aus Österreich gehen von einer realistischen Schilderung aus, deren Aussage durch Verfremdungen vertieft sein kann. Nilbar Güres aus Österreich, Bodo Rott aus Deutschland und Jelena Trajković aus Serbien setzen dagegen die menschliche Figur gleichsam in emblemhafter Funktion ein. Die innere Vorstellung prägt das Schaffen jedes Künstlers. Realität und Phantasie können jedoch darüber hinaus zu neuen eigenen Bildern verschmelzen. Oft verstärken Materialien, die für Malerei ungewöhnlich sind, deren Ausstrahlung.
Bei den surrealen Werken von Franziska Degendorfer aus Deutschland, Ferenc Gnándt aus Ungarn und Biljana Stamenić aus Serbien sind das vorgefundene Elemente. Stark abstrahiert sind die gemalten Kompositionen von Zita Bajor aus Ungarn und Delia Chausheva aus Bulgarien. Von konzeptuellen Ansätzen gehen schließlich Zoran Pavelić und Ana Petrović aus. Beide Kroaten reflektieren in ihren Arbeiten die Situation als Künstler und die Welt des Kunstbetriebs.
So unterschiedlich wie Herkunft und persönliche Prägung der achtzehn Künstlerinnen und Künstler sind, so vielfältig ist ihre Art des Ausdrucks. Die Malerei der Donauländer zeigt in der Auswahl dieser Ausstellung, ein breites Spektrum an inhaltlichen und technischen Möglichkeiten. Dabei weitet sich das zugrunde liegende Thema in vielfältige Facetten. Die Künstler dieser Generation beschäftigen sich mit der politischen und persönlichen Situation des Menschen, mit Gemeinschaft, Nachbarschaft, Migration sowie mit der zeitlosen Erhabenheit der Natur, mit Fluss und Wasser als ursprünglichem Element - die jungen Kreativen entwickeln assoziative phantastische Vorstellungen, Mythen und vieles mehr.