Auf beiden Seiten der Front standen auch Künstler im Schützengraben. Das Zeichnen begleitete sie auf verschiedenste Weise im Kriegsalltag, teils offiziell als Kriegszeichner oder Tarnspezialisten, teils als persönliche Strategie, um in dem Grauen des Kriegsalltags ein Stück Menschenwürde zu bewahren. Die Ausstellung lenkt den Blick auch auf Künstler, die aus deutscher Sicht auf der anderen Seite der Front standen: Gus Bofa, Chas Laborde, Emile Labourer, Charles Martin und André Dunoyer de Segonzac. Abseits der Front zeichneten die einen (zum Teil nach der eigenen Erfahrung des Grauens an der Front) für Zeitschriften satirische Kommentare zum Krieg, während andere wie Frans Masereel mit seinen kritischen Zinkographien für La Feuille von Genf aus über die Presse gegen den Krieg agierte. Bis heute ist das Zeichnen eine Form der Annäherung an die unmenschliche ‚Maschine Krieg‘, die doch von Menschen gemacht wird. Internationale Graphic Novel-Künstler nähern sich als Nachgeborene dem Großen Krieg und lassen Recherchiertes, Erzählungen von Großeltern oder Erich Maria Remarques Roman ‚Im Westen nichts Neues‘ (1929) in Bildern lebendig werden. Mit Jacques Tardi ist einer der bedeutendsten Comic-Künstler der Gegenwart mit Originalzeichnungen vertreten. Peter Eickmeyers Edition von Remarques ‚Im Westen nichts Neues‘ hat mit ihrem Erscheinen im Mai 2014 viel Aufsehen erregt. Auch von ihm sind Originalzeichnungen zu sehen. Reinhard Kleist ist mit seinen Illustrationen zu „1914 – Ein Maler zieht in den Krieg“ dem Schicksal von Franz Marc nachgegangen. Und Joe Sacco hat die Schlacht an der Somme am 1. Juli 1916 in einem riesigen Panorama verfolgt – ein moderner Teppich von Bayeux. All diese Künstler versuchen mit dem Zeichenstift zu begreifen, wozu Menschen im Krieg fähig sind und was der Krieg mit den Menschen macht – und allen ist bewusst, dass sie mit dem Ersten Weltkrieg nicht nur ein historisches Ereignis vor 100 Jahren beschreiben.