Der Zeichner und Maler Karl Heinrich Greune, geb. 1933, war von 1966 bis 1998 Professor für Malerei an der Hochschule für Künste Bremen, wo er mehrere Generationen von Künstlerinnen und Künstlern mit seinem künstlerischen Denken prägte. Anlässlich seines 80. Geburtstages zeigt die Städtische Galerie Zeichnungen und Malerei des international bekannten Künstlers. Die Ausstellung wird von zwei seiner ehemaligen Schüler, Horst Müller und Peter-Jörg Splettstößer, kuratiert.
Wenn man bei der Betrachtung der Bilder Karl Heinrich Greunes den Blick wandern lässt in den dort ausgebreiteten Zeichenfeldern ist man geneigt, diese Wanderschaft in Kategorien der Reise zu denken.
Die Bilder als Licht- und Ereignisräume sind polyzentrisch – an jeder Stelle finden sich impulsgebende Strukturelemente, die den Blick weiterleiten zur nächsten malerischen Sensation. Jedem Staunen folgt ein Erkennen. Diese Bilder haben die Kraft, für den Betrachter jene blitzenden Augenblicke zu stiften, die kurz gegenwärtig sind und alles Zeitliche neu dimensionieren.
Das lateinische Wort praesens (anwesend) bezog sich ja nicht nur auf die Gegenwart als Zeitform, sondern auch auf die Macht der Götter. Das Wort leitet sich ursprünglich von der Bedeutung rundherum ab und das lässt sich durchaus in Beziehung setzen mit den expansiven Bewegungsprinzipien der ins Ikonische driftenden Zeichen in neueren Arbeiten Karl Heinrich Greunes, deren ins Offene weisende Bilddynamik gleichermaßen abgründig und erhellend ist. Er selbst als ein Reisender, der den Horizont malerischer Ereignisse immer im Blick hat, formuliert es so:
»Ein Analysieren und ein Teilnehmen ist gefragt, wenn eine Begegnung und wechselseitige Erhellung von Disparatem vonstatten geht. Nicht alles kann in gleicher Weise beieinander bleiben, – man muss sich in die Prinzipien hineindenken, weil man auf verschiedenen Ebenen reagieren muss. Der Reisende kann den Horizont wechseln, aber das Horizontische nicht abschaffen. Der Dichter Peter Handke ist ein vorbildlicher Reisender, leibhaftig und im Geiste. Er sagt: Die Bewegungsart des Erwanderns entspricht der Bewegungsart des Erkennens.«