Die aus Berlin stammende und im Raum Stuttgart lebende Künstlerin Mirja Wellmann ist professionelle Hörerin. In langen, meditativen Hörprozessen und Notationen werden Räume und Orte auf ihre akustischen Eigenheiten und Wesensmerkmale unter-sucht und anschließend in verschiedene künstlerische Medien transformiert. In der Skulptur verdichten sich beispielsweise in den sogenannten „Hörnestern“ schlagwortartig benannte und als Silhouetten erkennbare Begrifflichkeiten wie Auto, Vogel, Kind als akustische Erinnerung, die dem Betrachter einen visuellen Impuls zu geben vermag. Filigrane, grafische Zeichnungen, Holzschnitte und Malerei als Klangbilder ergänzen das Spektrum der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten.
Installationen laden den Besucher ein, zu partizipieren. So auch in der Arbeit „Hörraum“, bei der jeder Besucher ein 10-minütiges Hörprotokoll der Geräusche des Rau-mes anfertigt - gewissermaßen eine Partitur des Höror-tes erstellt. Durch anschließendes Sichtbarmachen - die Hörprotokolle werden an einer an der Wand angebrachten Hängevorrichtung aufgehängt - wird die Hörerfahrung mit anderen geteilt. So geschehen, wird nicht nur das Gehörte erfahrbar, sondern auch die Art und Weise, wie der Rezipient die Geräuschwelt zu transformieren sucht: in Wort oder Punkt, lautmalerisch oder gemalt.
Geräusche empfindet die Künstlerin nie als störend, sondern als Impulse unterschiedlichsten Charakters. Diese können Welten öffnen und das flüchtige Geräusch visualisieren und erinnern, das ja bereits vergangen ist, wenn es unser Ohr erreicht.