Zum 300. Stadtjubiläum präsentieren das saai und die Städtische Galerie Karlsruhe eine Ausstellung zum Lebenswerk von Friedrich Weinbrenner (1766-1826). Wie kein anderer hat dieser berühmte Baumeister und Stadtplaner des Klassizismus das Erscheinungsbild von Karlsruhe bis heute geprägt. Von Anfang an war sein Name mit der Fächerstadt aufs Engste verbunden: Hier wurde er 1766 als Sohn eines Zimmermanns geboren, hier konnte er nach Studien- und Reisejahren im In- und Ausland seit 1800 ein Vierteljahrhundert lang sein herausragendes städtebauliches und baukünstlerisches Talent entfalten.
Als dank der napoleonischen Neuordnung der deutschen Territorien die kleine Fürstenresidenz Karlsruhe zur Hauptstadt des neuen Großherzogtums Baden aufstieg, verlieh Weinbrenner als einflussreicher Baudirektor diesem rasanten Wandel einen nachhaltigen architektonischen Ausdruck. Trotz bescheidener Mittel und politisch unruhiger Zeiten gelang es ihm, die barocke Planstadt im Sinne des Klassizismus weiterzuentwickeln, für die veränderten Bedürfnisse eines neuen Zeitalters funktionsfähig zu machen und zugleich ein einheitliches Stadtbild von bemerkenswerter Klarheit und Ebenmaß zu realisieren. So steht Weinbrenners Wirken in Karlsruhe im Mittelpunkt der Ausstellung. Die bekannte "Via Triumphalis" beispielsweise, die der Architekt als repräsentative Prachtstraße zwischen Schlossplatz und Ettlinger Tor entstehen ließ, wird in einem eindrucksvollen, mehr als vier Meter großen Modell vor Augen geführt. Auch alle anderen bedeutenden Monumentalbauten des badischen Baumeisters werden vorgestellt. Ein weiterer Akzent liegt auf seinem Schaffen außerhalb der Residenzstadt und über das Großherzogtum hinaus - von Dorfkirchen in Baden bis hin zum Leipziger Theater.
Weinbrenners persönlicher Stil in Anlehnung an die römische Antike, an Palladio und die französische Revolutionsarchitektur - verbreitet nicht zuletzt durch eigene theoretische Schriften und Lehrbücher - machte Schule und wurde nicht nur für die Baupolitik im gesamten Großherzogtum vorbildlich. Aus dem ganzen deutschsprachigen Raum strömten Schüler in Weinbrenners private Bauschule am Ettlinger Tor, die zu einer Keimzelle für die Technische Hochschule werden sollte.
Die umfassende monografische Jubiläumsschau zu Weinbrenners Schaffen ist die erste seit 1977 und übertrifft die knapp vierzig Jahre zurückliegende Präsentation im Umfang bei weitem. Zu den Exponaten zählen Originalzeichnungen aus dem saai sowie aus Sammlungen in Deutschland und den USA, außerdem historische und aktuelle Fotografien, neu angefertigte Modelle und aufwändige Computervisualisierungen, mit deren Hilfe auch nicht verwirklichte Entwürfe und Idealprojekte anschaulich werden.