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Städtische Galerie Karlsruhe


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Sa, So 11.00-18.00 Uhr

Simone Demandt: tief blicken

23.04.2015 - 07.06.2015

Die in Baden-Baden lebende Fotografin Simone Demandt erhält 2015 den Hanna-Nagel-Preis, der im zweijäh­ri­gen Rhythmus an eine zeitge­nös­si­sche bildende Künstlerin aus dem Regie­rungs­­­be­­zirk Karlsruhe verliehen wird. 1959 in Dortmund geboren, studierte Simone Demandt von 1979 bis 1985 an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und an der Univer­si­tät Stuttgart. Seit 1987 ist sie ausschließ­lich als freie Künstlerin tätig. Ihre Fotoar­­bei­ten sind in Sammlungen im In- und Ausland vertreten und werden regelmäßig auf Ausstel­­lun­­gen in nationalen und inter­na­tio­na­len Museen, Kunst­­­ver­­ei­­nen und Galerien gezeigt. Lehrauf­träge und Profes­­su­ren für Künst­le­ri­­sche Fotografie hatte sie an der Freien Hochschule für Grafik-Design und Bildende Kunst Freiburg, an der Hochschule für Gestaltung Pforzheim und an der Hochschule der Bildenden Künste Saarbrücken inne.
Die Ausstel­­lung "tief blicken" im Forum der Städti­schen Galerie Karlsruhe zeigt großfor­ma­tige Fotoar­­bei­ten aus der Werkgruppe "Dunkle Labore/L­abs overnight" und bietet zugleich spannende Einblicke in die Arbeits­bü­cher der Künstlerin. In den Jahren 2008 und 2009 machte Simone Demandt fotogra­­fi­­sche Aufnahmen von verschie­­de­­nen wissen­­schaft­­li­chen und indus­tri­el­len Forschungs­­la­­bo­ren. Sie fotogra­­fierte u. a. das Max-Planck-Institut für Pflan­­zen­­for­­schung in Köln, die Rechts­­me­­di­­zin in Heidelberg oder auch Labore der Zellbio­lo­­gie und Physik an der Univer­si­tät Karlsruhe (heute KIT) - menschen­leer bei Nacht. Dabei nutzte sie lediglich das geringe Eigenlicht von Leucht­­di­o­den oder Monitoren in den nächt­li­chen Räumlich­kei­ten und eine lange Belich­tungs­­­zeit von ca. 8 Stunden.
Anders als wir es von den meisten Fotogra­­fien gewohnt sind, wird hier nicht ein flüchtiger Moment einge­fro­ren und dem raschen Strom der Zeit entrissen, ganz im Gegenteil. Bei dieser Werkgruppe verwendet die Künst­le­rin ihre Kamera genau zum umgekehr­ten Zweck: Sie sammelt Zeit und akkumu­­liert die Spanne einer ganzen Nacht in einer einzigen Aufnahme. Die Stätten des Fortschritts, der wissen­­schaft­­li­chen Forschung oder auch der Suche nach Erkenntnis lösen sich so in Strukturen, Licht­strei­­fen, Licht­­punkte und schwarze Flächen auf. Sichtbar werden lediglich die Lichter von Displays, Kontroll­­leuch­ten und ähnlichem mehr. Zusammen mit der diffusen Außen­be­leuch­tung durch Mond- oder Straßen­licht, das in die Räume hinein scheint, geben sie Einblicke in die fremd und geheim­­nis­voll anmutenden Szenerien. So setzt die Fotografin die Dunkelheit als Darstel­­lungs­­­mit­tel und Möglich­keit zur Abstrak­tion sehr bewusst ein. Sie entzieht sich dem Prozess der Bildge­­stal­tung und -manipu­la­tion, indem sie - nach der Wahl des fotogra­­fi­­schen Ausschnitts und der techni­­schen Bedin­­gun­­gen - die analoge Kamera ohne weitere Eingriffe der Finsternis der Räume überlässt. Der Zufall, das Unvor­­her­­seh­­bare haben somit einen wichtigen Anteil am Entste­hungs­­pro­­zess ihrer Licht­­bil­­der, deren Genese durchaus an die Ursprünge dieses Mediums vor der Mitte des 19. Jahrhun­­derts denken lässt: Auch damals waren extrem lange Belich­tungs­­­zei­ten notwendig. Doch anders als zu Zeiten der Fotogra­­fie­pio­­niere Nièpce oder Daguerre, denen noch keine anderen techni­­schen Möglich­kei­ten offen standen, macht sich Simone Demandt den Faktor Zeit absichts­voll zunutze. Ihr dient die Kamera als eine Art Nacht­­sicht­­ge­rät, das einen neuen, tiefen, überra­­schen­­den und zuweilen irritie­ren­­den Blick auf die Dunkelheit ermöglicht - auf ihre Ästhetik und auf das, was sich in ihr verbirgt.
Der Hanna-Nagel-Preis ist ein Kunstpreis von hohem Renommee: Er erinnert zum einen an das künst­le­ri­­sche Werk Hanna Nagels, einer bedeu­ten­­den Vertre­te­rin der "Neuen Sachlich­keit", zum anderen versteht sich der Preis als Instrument der Künst­le­rin­­nen­för­de­rung im Regie­rungs­­­be­­zirk Karlsruhe. Dass die Bewer­­be­rin­­nen mindestens 40 Jahre alt sein müssen, soll dem oft unter­­schie­d­­li­chen Lebens­ent­wurf von männlichen und weiblichen Kunst­­­schaf­­fen­­den Rechnung tragen. Der Hanna-Nagel-Preis wird ausge­­schrie­­ben von den Stifte­rin­­nen des Preises: Margareta Barth, Präsi­den­tin der Landes­­an­­stalt für Umwelt, Messungen und Natur­­schutz Baden-Württem­berg, Hildegard Gerecke, Polizei­prä­si­den­tin a. D., Gerlinde Hämmerle, Regie­rungs­prä­si­den­tin a. D., Heike Haseloff-Grupp, Präsi­den­tin des Landes­­­so­­zi­al­­ge­richts Baden-Württem­berg, Andrea Heck, Präsi­den­tin der Oberfi­nanz­­di­rek­tion Karlsruhe, Prof. Dr. Christine Hügel, Präsi­den­tin des Oberlan­­des­­ge­richts Karlsruhe, Nicolette Kressl, Regie­rungs­prä­si­den­tin, Prof. Dr. Jutta Limbach, Präsi­den­tin des Bundes­­ver­­fas­­sungs­­­ge­richts a. D., sowie von der Stadt Karlsruhe und vom Regie­rungs­prä­si­dium Karlsruhe. Der Preis ist verbunden mit einem Preisgeld, einem Ankauf durch das Regie­rungs­prä­si­dium Karlsruhe sowie einer Ausstel­­lung im Forum der Städti­schen Galerie Karlsruhe mit beglei­ten­­dem Katalo­g­­heft.

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