Farben können, befreit von ihrer Aufgabe einen bestimmten Gegenstand zu definieren, über eine Ausstrahlungskraft verfügen, die sich dem Betrachter mehr intuitiv als reflexiv vermittelt. Gerade in der nichtgegenständlichen Kunst, die auf das Abbild der Wirklichkeit weitgehend verzichtet, treten der Dialog kunstimmanenter Kriterien wie Farbe, Form und Komposition in den Mittelpunkt künstlerischen Interesses. Mit Elisabeth Mehrl (*1955, Hofberg b. Rott a.Inn), Angelika Ecker-Pippig (*1958, München) und Helmut Dirnaichner (*1942, München/Mailand) sind drei anerkannte Künstler in einer Ausstellung vereint, die von unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen ausgehen, die aber alle drei die Farbe als Speicher von Materialität, von Licht, von Körper, Raum und Bedeutungsinhalten einsetzen, und die damit gerade in ihrer Unterschiedlichkeit den Wandel in der Wahrnehmung und im Umgang mit Farben in einem breiten Spektrum vom Materiellen zum Immateriellen ausloten.
Während in der Städtischen Galerie Elisabeth Mehrl in ihrer Malerei den „schönen Schein“ und die Verbindung von Farbe und Emotion thematisiert, eröffnet Angelika Ecker-Pippig mit ihren „Farbklangstimmungen“ musikalisch anmutende Farbräume, und Helmut Dirnaichner - zwischen Malerei und Skulptur changierend - zeigt im Kunstraum Klosterkirche das transzendente Potential von Stofflichkeit und Farbe auf. Deutlich wird in dieser Ausstellung, dass die Farbe als Wissensspeicher Teil unseres kulturellen Gedächtnisses ist. Von der Ausstrahlungskraft der Farben überwältigen lassen, kann sich der bereicherte Ausstellungsgast dann immer noch.