12.05.2012 - 29.07.2012
Der 'Große Basler Totentanz' zeigte fast vierhundert Jahre lang, wie im Tod jeder Mensch, der Papst wie der Kaiser, der Krüppel wie der Narr, im gleichen Schicksal vereint sind. Dieser drastische Bilderreigen, der auf der Innenseite der Umfassungsmauer des Laienfriedhofs beim ehemaligen Dominikanerkloster in Basel auf annähernd 60 Meter Länge zu sehen war, postulierte eine bildkräftige Mahnung an die Gläubigen, in Demut und Reue und mit Buße und Gebet der Hölle zu entgehen und Eingang in das himmlische Paradies zu finden. In der Nacht zum 6. August 1805 wurde die Mauer mit dem Totentanz in Basel "zur Verbesserung der Straßenverhältnisse abgerissen".
Während der Jahrhunderte änderten sich die theologischen Botschaften des Totentanz-Motivs, doch blieb seine Bildwirkung bis heute unvergessen. Zunächst war es Matthäus Merian der Ältere, der ab 1621 durch seine Kupferstiche den 'Großen Basler Totentanz' in ganz Europa bekannt machte. Zu Dokumentationszwecken fertigte 1773 Emanuel Büchel im Auftrag des Rates der Stadt Basel farbenprächtige Gouachen über den damaligen Zustand des großen Wandgemäldes – es wurde über die Zeiten witterungsbedingt immer wieder ausgebessert, bzw. verändert – an. Im 20. Jahrhundert setzte sich HAP Grieshaber mit der bekannten Basler Bildserie, die von der Hand des um 1400 in Rottweil geborenen Künstlers Konrad Witz stammen soll, auseinander: vom 24. Dezember 1965 bis zum 13. Juni 1966 schuf er 40 mehrfarbige Holzdrucke von ausdrucksstarker Qualität, die zu den besten Kunstwerken von seiner Hand zählen.
In der Ausstellung 'Tanze, Tod, Tanze!' sind neben dem Grieshaber-Zyklus und den dazugehörenden, in Holz geschnittenen Versen – die Schrift entwarf Albert Kapr von der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig – die 43 Einzelblätter der Frankfurter Ausgabe von 1649 von Matthäus Merian dem Älteren als Leihgaben der ETH Zürich zu sehen. Vom Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel wird als gebundenes Buch die Erstausgabe von Merian aus dem Jahr 1621 präsentiert. Ebenso werden von dort die Gouachen von Emanuel Büchel für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Damit ist es der Städtischen Galerie gelungen, das großartige Werk von Grieshaber zum ersten Mal mit den Arbeiten von Merian und Büchel in einer Ausstellung zu vereinen.