Die Ausstellung umfasst Arbeiten wichtiger Werkgruppen des Künstlers aus den 1980er-Jahren bis heute. Gezeigt werden Licht- und Rauminstallationen sowie Gouachen und Lichtdrucke, die sich mit den Prinzipien der Spiegelung und Reflexion beschäftigen. Das Material, welches alle Arbeiten der Ausstellung vereint, ist das Licht – ob reflektiert, gebrochen oder gespiegelt. Glasskulpturen wie Zwielicht (1982), Rauminstallationen wie Percussion (1991), Lichtdrucke wie Schatten (1996) oder die Gouachen der Serie Spiegelungen (2012) erzählen von der Flüchtigkeit, Transzendenz und der geheimnisvollen Beschaffenheit des Lichtes.
Im Zentrum der Ausstellung stehen Jakob Mattners Lichtinstallationen. Diese Kompositionen aus Licht und Schatten haben eine immaterielle Räumlichkeit, die sich allein aus dem Zusammenwirken der Reflexionen und Brechungen des Lichtes in Glasscheiben und Spiegeln ergibt. In der Serie Zwielicht scheint die Glaskonstruktion nahezu entmaterialisiert und das Licht zur eigentlichen Substanz zu werden. Als Pendant zu diesen Werken wird die Ausstellung durch die ebenfalls mit Zwielicht betitelten Licht- drucke bereichert. Sie entstanden zwischen 1994 und 2009 in der Leipziger Lichtdruckwerkstatt durch eine rund einstündige Direktbelichtung von Glasskulpturen auf die mit lichtempfindlicher Emulsion beschichteten Druckplatten. Es handelt sich um eine Druckkunst, die hoch differenzierte Abstufungen von Schwarz-, Weiß- und Grautönen erlaubt, und außer in Leipzig weltweit nur noch in Florenz und Kyoto praktiziert wird.
Anders als Lichtdrucke und Glasskulpturen betonen neue Arbeiten von Jakob Mattner den Aspekt der Zeit im Bild. Die Arbeit Elektrische Schatten von 2014, die im Rahmen der Ausstellung in den Kunstsammlungen Chemnitz erstmals öffentlich präsentiert wird, lädt durch ihren cineastischen Effekt zum Verweilen ein. Sich ständig in ihrer Form verändernde Schatten von bewegten Objekten erscheinen als spiegelverkehrte Wandprojektion und zeichnen ein bewegtes Bild, das den Betrachter in seinen Bann zieht.
Der 1946 in Lübeck geborene Künstler studierte von 1967 bis 1972 Bildhauerei an der Hochschule der Künste in Berlin. Bereits während seiner Studienzeit orientierte er sich weniger an zeitgenössischen Konzepten der Kunst in den USA, als vielmehr an Vertretern der Avantgarde des russischen und ungarischen Konstruktivismus wie Dziga Vertov, Kasimir Malewitsch, László Moholy-Nagy oder Naum Gabo. Jakob Mattner nahm die Spuren einer künstlerischen Programmatik der frühen Moderne auf, die durch politische Systeme zerschlagen worden war, und setzte sich mit dem künstlerischen Formen- vokabular der Konstruktivisten auseinander. Die Auslandsaufenthalte als Stipendiat in Olevano, Rom, Paris und Florenz boten eine Basis zur Fortentwicklung grundsätzlicher Aussagen über das eigene Medium, wodurch zentrale Werkgruppen wie Zwielicht über Jahrzehnte geprägt wurden. Jakob Mattner fand Wege, der ephemeren Erscheinung des Lichtes mit Glas und Spiegeln „etwas in den Weg zu stellen, damit es sichtbar wird.“ Seine Rauminstallationen und Skulpturen zeigt er seit 1975 in Paris, New York, Mexiko-Stadt, Moskau, London und Venedig.