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Städtisches Kunstmuseum Singen


Ekkehardstraße 10
78224 Singen
Tel.: 07731 85 271
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Fr 14.00-18.00 Uhr
Sa,So 11.00-17.00 Uhr

Gerhard Langenfeld: Horizonte

08.12.2012 - 20.01.2013

"Black magic", "Horizont", "Pure Lebensfreude" – so verführerisch lauten die Titel; "Ocean Blue", "Rosso Corsa", "Astralsilber" usw. die Namen der Autolacke, die der Maler Gerhard Langenfeld (*1955, lebt in Bad Saulgau) auf seine Stahl- und Aluminiumtafeln aufbringt. Leidenschaft und Reduktion, Leuchtkraft der Farbe und Ruhe der Komposition, sinnliche Präsenz und strenger Aufbau – all das liegt in Langenfelds Malerei, in die er seit 2009 auch fotografische Spiegelungen einbezieht, eng beisammen. Hier ist einer, der uns mit seinen streng geteilten, mitunter lang gestreckten Formaten und spiegelnden Oberflächen noch einmal die längst nicht ausgeschöpften Möglichkeiten einer reduzierten, monochromen Malerei vor Augen führt!
Man mag kaum glauben, wie rasant die Werkentwicklung des Malers, der seit den 1980er Jahren regelmäßig ausstellt, vorangeschritten ist. Liegen die Anfänge in einer eher gestisch-expressiven Malerei und Zeichenkunst, so trat Gerhard Langenfeld in den 1990er Jahren mit seinen reduzierten, in sparsamster Geometrie gestalteten "Schwarzbildern" überregional hervor. Hier bereits lotete er – unter Rückgriff auf die Formen und Formate der konkreten Kunst, wenn auch an der Grenze zur Sichtbarkeit – die Möglichkeiten einer Farbigkeit aus, die in den Tiefen der differenziert aufgetragenen Schwarzlagen gespeichert ist. Das Durchschimmern der Blau-, Rot-, Grün- und weiterer Töne sowie sämtliche Grauschattierungen wurde in diesen Bildern ebenso durchdekliniert, wie die Erscheinungen des Lichts, das, je nach Bewegungsrichtung und Struktur der aufgetragenen Farben, in unterschiedlichen Graden reflektiert wird. Das Städtische Kunstmuseum Singen zeigt in seiner, die Ausstellung Gerhard Langenfelds begleitenden Bestandausstellung ein Beispiel dieser Werkphase aus der eigenen Sammlung (o.T., 1999, Acryl auf Nessel). Heute noch – wie die aktuelle Singener Ausstellung bezeugt – faszinieren den Maler die unerschöpflichen Möglichkeiten seiner "Schwarzmalerei". Die potentiell unendlich variable Serie der "Schwarzproben" (seit 2003), aber auch die beiden experimentellen Reihen "Horizonte", seit 2007 (Acrylfarben auf Aluminium bzw. Schleifpapiere unterschiedlichster Körnung, gebürstet), in denen die Teilung der aktuellen Bilder angelegt ist, stellt dies eindrucksvoll unter Beweis.
Nichtsdestotrotz markieren sowohl die Hinwendung zu einer stark farbigen bis leuchtend monochromen Farbigkeit als auch die Wahl neuer Formate in den 2000er Jahren – das vertikal oder horizontal langgestreckte Rechteck und das mittig zweigeteilte Tondo treten hinzu – Langenfelds Durchbruch zu einer ganz individuellen Position der "reinen" Farbe innerhalb des zeitgenössischen Kunstbetriebs. Für die neue Werkgruppe nutzt Gerhard Langenfeld industriell hergestellte Auto- und Metalliclacke. Der Künstler gibt die Gestaltung vor und lässt diese in einem professionellen Lackierbetrieb auf Stahlblechen oder Aluminium auftragen. Die glatten, spiegelnden Oberflächen tilgen jeden künstlerischen Duktus zugunsten einer reinen, leuchtenden Erscheinung der Farbe im Raum. Zunächst also könnte man an die Fortsetzung einer reduziert-monochromen, abstrakten Malerei denken. Wie aber schon in den "Schwarzproben", so bezieht der Maler auch hier den sinnlichen Kontext in seine Malerei ein, indem er, über die Titel, die Namen der gewählten Autolacke, mithin auch deren Stimmungsgehalte, Anspielungen und Versprechen, in die Wahrnehmung integriert. Das Ergebnis sind kraftvolle, gleichsam poetische, für das Auge nur schwer fassbare Ereignisse. Langenfeld geht es nicht um ein Konzept, das gleichsam wissenschaftlich, ohne Emotion ausgeführt wird. Die Rückbindung seiner Malerei an die sichtbare Wirklichkeit; das erneute Aufladen des Schauens, ist für ihn wesentlich. Der Rückgriff auf die Gestaltformen konkreter Kunst ist nicht das Ziel, sondern sind Mittel und Transformationen, die eine offene Situation herstellen, in welche die Vorstellungen des Betrachters Eingang finden können.
Dass Gerhard Langenfeld ein freies, sinnlich aufgeladenes, neugieriges Sehen angelegen ist, erweist nicht zuletzt der Einbezug von Spiegelungen und Reflexen in seine neuesten Arbeiten. Der Maler ist mit seinen schwarz lackierten Tondi in die Landschaft hinausgegangen (s. Serie der "Neckarbilder"), die sich in seinen Rundbildern spiegelt. Oder er arbeitet mit den Reflexionen auf die im Künstleratelier oder im Ausstellungsraum hängenden Bilder. Die dabei fotografisch fixierten, malerisch wirkenden Spiegelungen (Landschaften, Interieurs) werden, aufgezogen auf Tafeln identischen Formats (Duraflex), im Ausstellungsraum zusammen mit ihrem "Spiegel" gezeigt, so dass actio und reactio zusammenfinden. Gezielt für die Singener Ausstellung entwickelt Gerhard Langenfeld solch eine großformatige, zweiteilige, über zwei Räume spielende Arbeit, welche sinnfällig die Entität des autonomen Kunstwerks unterläuft. Spiegelt sich dann noch der Besucher mit seinem Umgebungsraum in diesen Arbeiten, so öffnet sich die Situation zur Polyphonie der Sinne und Räume. Und wie nebenbei steht die Frage nach der Wirklichkeit der Malerei und Fotografie im Raum...

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