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Städtisches Museum Engen + Galerie


Klostergasse 19
78234 Engen
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Öffnungszeiten:

Di-Fr 14.00-17.00 Uhr
Sa, So 10.00-17.00 Uhr

dialog filz. objekte und installationen

15.12.2007 - 03.02.2008
Es gibt viele Geschichten, die erzählen, wie der Mensch das Material Filz für sich entdeckte. Eine geht so: Als Noah seine Arche gebaut hatte, bedeckte er die Holzplanken mit Schafwolle. Schließlich sollten die Tiere weich und bequem liegen, bis die Sintflut vorbei war. In den 40 Tagen und Nächten, bis der große Regenbogen am Himmel erschien, drängten sich die Tiere auf der Wolle, schwitzten und stampften ungeduldig mit den Füßen. Die Wollfasern verbanden sich zu einem festen Gewebe, und der Filz war entstanden. Wie sehr dieser Entstehungsmythos eines Materials, das für seine Dichte und wärmespendende Eigenschaft bekannt ist, noch heute fortwirkt, zeigt das wachsende Interesse am Filz. Seit Mary E. Burkett während einer Iranreise die handwerklichen Filztechniken wiederentdeckte und 1979 die Wanderausstellung "The Art of the Feltmaker " initiierte, entstand eine weltweite Filz - Gemeinschaft aus Kunsthandwerkern und Aficionados. Auch die Künstler - vor allem Künstlerinnen - haben längst den Filz als genuine gestalterische Ausdrucksform entdeckt. Für Joseph Beuys war Filz als Schutz und Wärmespeicher das Medium eines ganzheitlichen Erkenntnisprozesses. Neben Fett und Kupfer machte er Filz erst kunstfähig. Der Filzhut wurde zu seinem Markenzeichen. Mit den Jahren ist die künstlerische Bearbeitung des Materials über seine primäre Bedeutung hinaus immer vielfältiger und virtuoser geworden. Filz wird als Zeichnung, als Malerei, als Objekt oder als raumprägende Installation verarbeitet und mit anderen Materialien wie Seiden- oder selbst Zeitungspapier kombiniert. Dabei entwickelt es Qualitäten, die von undurchdringlich-fest bis schwebend-transparent reichen können. In der Ausstellung dialog filz. objekte und installationen werden die künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten von Filz in ihren unterschiedlichen materiellen Eigenschaften untersucht. Im Dialog der fünf beteiligten, international bekannten Künstlerinnen entstehen räumliche und geistige Verbindungen, die mit der Spiritualität der jahrhundertealten Klosterräume korrespondieren. Eine Verwandlung durch Anverwandlung. Inge Evers Inge Evers lebt in Haarlem, Niederlande. Seit über 30 Jahren folgt sie ihrer Leidenschaft für Textilfasern. Sie schreibt Bücher, hält regelmäßig Vorträge, unterrichtet in Workshops und nimmt weltweit an Ausstellungen teil. Unter dem Motto: "Filzt die Welt zusammen" sieht Evers ihre künstlerische Arbeit als Teil einer internationalen Filz-Gemeinschaft. Im Jahr 2000 konzipierte und organisierte sie das Projekt Mille Fleurs zu Ehren von Mary Burkett, Gründerin der International Feltmakers Association. Inge Evers' Arbeiten wirken hermetisch; ihre spröden Oberflächen reizen zwar den Tastsinn, lassen aber erkennen, dass gewaltsames Öffnen sie zerstören würde. Der vorsichtige Umgang, den diese Arbeiten für sich beanspruchen, zeigt modellhaft ein einfühlsames Verhältnis zur Natur. Claudia U. Gemein Claudia U. Gemein lebt in Karlsruhe und gelangte über die Bildhauerei zum Filz. Im Jahr 2000 erhielt sie den Staatspreis des Landes Baden-Württemberg. In den vielen Studienjahren, in denen sie sich im wesentlichen der klassischen Filzkunst widmete, stieß sie immer wieder auf die unterschiedlichen Ausdrucksmittel der Symbolwelt asiatischer Hirtennomaden. In ihren "Seelenhüllen", von einem Mantel aus Filz umhüllte Figuren, verarbeitete die Künstlerin Reste eines verbrannten Filzzeltes. Auf diese Weise entstehen Räume, die Schutz bieten, Empfindliches wärmen und verhüllen und eine Geschichte in sich tragen. Claudia Merx Die Arbeiten von Claudia Merx zeigen, zu welch verblüffenden Gegensätzlichkeiten die Kunst des Wollfilzens führen kann: Von fest, stark, unverwüstlich bis zart, durchscheinend, schwebend. Zu allem Sichtbarem gehört bei ihr stets ein Inneres, eine Rückseite oder ein tiefer liegender Ursprung. "Das Innere zu zeigen, das Nichtsichtbare zur Diskussion zu stellen und Gedanken bildhaft werden zu lassen, das sind die Herausforderungen, die einen Künstler die eigenen Grenzen erfahrbar machen", beschreibt die Aachener Künstlerin diesen Prozess. Die Installationen von Claudia Merx werden auf internationalen Ausstellungen gezeigt. Für das filigrane Raumobjekt "Seelenruhe" erhielt sie 2003 den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Künstlerin arbeitet als Dozentin im Bereich Kreativität und Design. Beatriz Schaaf-Giesser Die von Beatriz Schaaf-Giesser ausgestellten Arbeiten beschäftigen sich mit dem Thema der Emigration. Die in Montevideo geborene, freischaffende Künstlerin und Textildesignerin verfolgt eine stark konzeptionell ausgerichtete Arbeitsweise. In einem Schichtverfahren gehen mehrere Lagen Filz und Seidenkrepp ineinander über. So können auf dem Krepp abgelichtete Aufnahmen u.a. von Papierstreifen aus Zeitschriften und Illustrierten zum Ausgangspunkt innovativer Kompositions- und Materialkompositionen werden. "Der kreative Prozess findet vor dem Filzen statt und nicht beim Filzen selbst", so Schaaf-Giesser. Margarete Warth Margarete Warth ist Dozentin an der Fachhochschule für Kunsttherapie und bei Werk Raum Textil in Nürtingen. Ihre Arbeiten sprechen grundlegende menschliche Erfahrungen an. So reiht Margarete Warth eine Vielzahl von kleinen Filzelementen und Fundobjekten aneinander, löst Assoziationen an Nistplätze aus, an Orte des Bergens, der Verletzlichkeit, des Werdens; dann wieder nutzt sie die Naturfarben grau, schwarz, braun und naturweiß, um sie zu Raumelementen und Installationen zu verdichten. In "ZeitRaum" scheint der Raum und mit ihm der Betrachter zu sich zu kommen und die Zeit still zu stehen. Die Tübinger Künstlerin vermittelt auf diese Weise eine in sich verwobene Zeit- und Raumerfahrung jenseits von Bilderflut und Alltagstrubel, lädt sie mit Energie und einer sinnlich spürbaren Nähe auf.

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