Julia Jansen wurde 1972 in Bonn geboren und studierte von 1993 – 98 an der Städelschule in Frankfurt bei Prof. Bayrle. In ihren neuen Arbeiten umspielen faltenreiche, leuchtend farbige Gewänder silhouettenhafte, statisch anmutende Figuren. Jansen inszeniert ihre Protagonisten in tiefschwarzen, dramatischen Bildräumen und in einem grellen Lichteinfall, der wie ein Spotlight auf sie fällt. Gleichzeitig führt die kursorisch dargelegte Draperie jedoch zu einer Entmaterialisierung. Konturen lösen sich auf, infolge der Dunkelheit oder scheinbar überbelichteter und unscharfer Partien. Ihre Bilder oszillieren zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Ihren Arbeiten gehen vorgefundene Fotografien aus Zeitungen, Zeichnungen oder selbst inszenierte Modelle voraus. Letztere ermöglichen ihr die oben angesprochenen gestalterischen Elemente zu studieren. Im Falle der Serie der „Torsi“ drapierte sie Kleider, Hüte und Brillen aus ihrem eigenem Fundus um einen Punchingball, fotografierte die figurativen Stoffkonstruktionen und setzte die so entstandenen fotografischen Vorlagen anschließend malerisch um. Demnach schafft Jansen keine Abbilder vorgefundener Realitäten sondern erzeugt in ihren Bildern Illusionen. In der Serie erprobt sie verschiedene Ansichten und Variationen. Die Verunschärfung der Bildgegenstände bewirkt beim Betrachten Irritationen in der Wahrnehmung. Unschärfe vermag Dinge zu verschleiern und zu verrätseln. Durch die materielle Formgebung und gleichzeitige Entmaterialisierung der Figuren besitzen diese Arbeiten etwas Geheimnisvolles und Unheimliches.