In ihrer Arbeit lotet Susann Dietrich (*1984) die Begriffe archivieren, sammeln und erinnern aus. Seit langer Zeit beschäftigt sie sich intensiv mit den Hintergründen des Wortes Archiv, das eine Metapher für jede Art der Aufbewahrung geworden ist. Die Arbeit an und mit ihrem Archiv ist eine Auseinandersetzung mit Positionen zu Theorien und Ästhetiken des Archivs1 und zugleich ein experimenteller Umgang mit der eigenen Sicht auf das System. Sie sieht ihr Archiv gleichermaßen als Kunst und Forschungsobjekt.
Auf Einladung des Kunstbeirates reiste Susann Dietrich im März 2014 das erste Mal nach Kirchheim unter Teck, um eine Woche lang in den Archiven der Stadt zu forschen. Ihre Arbeitsweise ist eine unablässige Prozessarbeit. Objekte werden von der Künstlerin gesammelt, angeeignet, auf vielfältige Weise transformiert, neukontextualisiert und umgedeutet. In der Städtischen Galerie im Kornhaus zeigt Susann Dietrich die Rauminstallation INTERFERENZEN.
Es handelt sich um die Konstruktion einer Erzählung, bei der es durch die Zusammenstellung der Objekte zur Verdichtung von Materialien aus unterschiedlichen Quellen kommt. Dabei spielt das Stichwort: Sibyllenspur eine große Rolle.
Zwischen Linien, Flächen und Geweben, sowie der Auflösung des Einzelwerks versucht Susann Dietrich einen verdichteten Raum zu schaffen, in dem das Überlagern und miteinander verwoben sein, wechselnde Hierarchien der Objekte zueinander zulassen.
„Wie alles sich zum Ganzen webt, Eins in dem andren wirkt und lebt.“ (Johann Wolfgang von Goethe, „Faust“, der Tragödie erster Teil, Vers 447)