02.09.2007 - 02.12.2007
Lemberg, Lwów, Lwiw – in dieser Stadt lebten Menschen verschiedenster Kulturen und Ethnien über Jahrhunderte hinweg meist friedlich zusammen. Die Stadt an der Schwelle zwischen Ost und West war ein wichtiges Zentrum des europäischen Judentums, oft ein Ort der Zuflucht vor antisemitischer Verfolgung, aber auch des Aufbruchs aus der Enge der galizischen Schtetl. Hier konnte sich eine jüdische Kultur jenseits von Ausgrenzung und Gettoisierung entfalten – bis der Zweite Weltkrieg und der Nationalsozialismus die Geschichte dieser lebensfrohen und außergewöhnlich aktiven Stadt brutal beendete.
Die rund 120 000 Lemberger Juden wurden von den Nationalsozialisten ermordet, etwa ebenso viele Polen nach 1945 aus Lemberg vertrieben, viele Ukrainer starben im GULAG oder in der Verbannung.
Die Ausstellung lädt zur Begegnung mit der Geschichte und Gegenwart eines Ortes ein, an dem sich einst visionäre Wissenschaftler, internationale Bühnenstars, berühmte Literaten und viele heute vergessene Künstler trafen. Ausstellung und Begleitband wurden gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und entstand in enger Zusammenarbeit mit Künstlern, Publizisten, Sammlern und Wissenschaftlern im heutigen Lwiw. In vielfältigen Präsentationsformen wird unter anderem von den polnisch-jüdischen Radio-Kabarettisten „Szczepko und Tonko“, den vergessen Werken einer jiddischen Dichteravantgarde, von Theatern und Kaffeehäusern, von den heute zerstörten Synagogen der Stadt, aber auch von verfolgten Christen erzählt. Mit Werken von Jurko Koch, Wolodja Kaufman (Lwiw), Suzanna Lauterbach (Tel Aviv/Berlin) und Pit Arens (Berlin) präsentiert die Schau auch einen aktuelle künstlerische Blick auf die Stadt.