07.05.2010 - 31.07.2010
1975 stirbt während der Proben zu "Endspurt" von Peter Ustinov an Alfons Höckmanns Düsseldorfer "Komödie" der Schauspieler und Regisseur Günther Lüders. "Er gehörte zu den leisesten, genauesten, besten Schauspielern seiner Generation, ein Darsteller, der seine Kunstfertigkeit nicht mit Imponiergebärde ausstellte, sondern sie eher versteckte; ein Mensch, dessen Verletzlichkeit bis zuletzt von einem fast kindlichen, rührenden Zauber, dem Zauber der Schüchternen, geschätzt wurde", schreibt die "Zeit" damals.
Im Laufe seiner Karriere, die in seiner Heimatstadt Lübeck in Rollen jugendlicher Liebhaber begann, kristallisierte sich immer mehr sein Talent für komische Rollen heraus. Zu den Bühnen, an denen er engagiert war, gehören u. a. Häuser in Berlin, Hamburg oder München. Gustaf Gründgens holte den Schauspieler 1947 nach Düsseldorf, wo er bis 1954 mit zahlreichen Bühnenfiguren und eigenen Inszenierungen das Publikum begeisterte. Von 1959 bis 1963 übernahm Lüders die Leitung des Württembergischen Staatsschauspiels. Seinen letzten Bühnenauftritt hatte er 1974 unter der Regie von Peter Zadek in Bochum mit der Titelrolle in "Professor Unrat" nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Mann.
Anfang der dreißiger Jahre kam Lüders zum Film und absolvierte dort mehr als 100 Rollen. Meist spielte er prägnante Nebenfiguren und konnte auch hier oft sein komisches Talent hervorragend zum Ausdruck bringen. Unvergessen bleibt seine Darstellung des Matrosen Jens in dem von Helmut Käutner inszenierten "Große Freiheit Nr.7" (1944). Zu den seltenen Hauptrollen, die Lüders auf der Leinwand verkörperte, zählt Joe Stöckels Filmversion von "Der Etappenhase" (1937). Im deutschen Nachkriegsfilm wurde Lüders häufig mit Klamaukrollen besetzt, am überzeugendsten war er in Filmen von Kurt Hofmann, etwa in "Das Wirtshaus im Spessart"(1957).
Die Ausstellung der Herbert-Ihering-Gesellschaft, die im Theatermuseum und im Filmmuseum Düsseldorf zu sehen ist, zeigt neben bekannten Rollen- und Szenenfotos auch bisher unveröffentlichtes Material aus dem Nachlass von Günther Lüders. Einfühlsam zeichnet sie den Weg des Lübecker Kaufmannssohnes durch sieben Jahrzehnte nach, von seinen Lehr- und Wanderjahren in den "Goldenen Zwanziger Jahren", den Konflikt mit dem NS-Regime und der daraus folgenden "Überlebensstrategie" bis zu dem ernsthaften Bemühen nach 1945 um "mehr Menschlichkeit und Frohsinn in dieser Welt"(Lüders). Hörstationen machen darüber hinaus mit dem Rezitator Günther Lüders bekannt. Seine unverwechselbare, "norddeutsche" Stimme prägt auch heute noch eine Reihe von Tonaufzeichnungen mit Werken von Ringelnatz, Busch oder Matthias Claudius.