Ob Kaiser oder Reformator, Akteure des Schwazer Bergbaus oder wohlhabende Bürger des 16. Jahrhunderts – sie alle sind zeitlos gegenwärtig durch ihre Porträts. Wie ihre Gesichter tatsächlich ausgesehen haben, wissen wir nicht. Wir kennen ihre Züge nur durch Bilder, die ein Wechselspiel entfalten – zwischen Anspruch und sozialer Wirklichkeit, zwischen Maske und Gesicht. Im Rampenlicht der Ausstellung stehen die Werke bedeutender Künstler: Bernhard Strigel gilt als der wichtigste Porträtist Kaiser Maximilians I., während Jakob Seisenegger als Hofmaler Ferdinands I. Ruhm erlangte. Hans Maler fand am Innsbrucker Hof und in Schwaz einen zahlungskräftigen Kundenkreis. Die Bildnisse von Marx Reichlich spiegeln die Brixner Gesellschaft um 1500 wider.
Die Ausstellung thematisiert vor allem die bildwissenschaftlichen und sozialgeschichtlichen Aspekte des Porträts. Durch die Abkehr vom religiös motivierten Stifterbildnis des Mittelalters gewann das autonome Porträt als eigenständige Bildgattung in der Frühen Neuzeit zunehmend an Bedeutung. Regenten, Adelige und Patrizier gebrauchten ihr Bildnis als wirksames Mittel der Selbstinszenierung. Durch Kleidung, Schmuck, Wappen und Inschriften unterstrichen sie ihren gesellschaftlichen Rang. Ein einzigartiges Zeugnis ist das Trachtenbuch des Matthäus Schwarz, in dem er sich in 137 wechselnden Kleidungen – auch nackt – darstellen ließ. Er gilt somit als bildhaft bestüberlieferter Mensch seiner Zeit. Selbst im Sterben wurde diese Art des „Self-Fashioning“ (Stephen Greenblatt) wirksam: Die Totenporträts Martin Luthers und Maximilians I. verdeutlichen, dass Bilder des „letzten Gesichts“ vor allem politische Aussagen transportieren sollten.
Die Ausstellung macht das Ferdinandeum zur Bühne. Das Gestaltungskonzept setzt die Porträts auf einer Piazza in Szene und lässt die Aura der längst vergangenen Präsenz der Reichen und Mächtigen der Renaissance wieder aufl eben. Die Schau versammelt 130 Exponate aus den Beständen der Tiroler Landesmuseen sowie Leihgaben bedeutender Museen und Privatsammlungen. Gezeigt werden Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken, Schmuckstücke, Porträtmedaillen und Schau-Münzen von Künstlern wie Albrecht Dürer, Hans Burgkmair dem Älteren, Christoph Amberger, Jörg Breu dem Älteren, Hans Wertinger oder Lucas Cranach dem Älteren und dem Jüngeren.