29.09.2009 - 10.01.2010
2009 wird der weltbekannte Modellbahn- und Spielzeughersteller Märklin 150 Jahre alt. Das Traditionsunternehmen aus dem schwäbischen Göppingen hat vielen Generationen die Welt der Technik im Spiel näher gebracht. Was Märklin für Groß und Klein entwickelt und gebaut hat, ist jetzt in einer Jubiläumsausstellung bis 10. Januar 2010 im Verkehrsmuseum zu sehen.
Angefangen vom Mädchenspielzeug aus dem Jahr 1859, über die Vorstellung der ersten genormten Uhrwerk-Eisenbahnanlage in Spur 0 auf der Leipziger Ostermesse 1891, über die Weiterentwicklung zur Spur 1 im Jahr 1895 und der kurz danach folgenden spiritusbeheizten Echtdampflok bis zur elektrischen Straßenbahn tut sich eine Spielzeugwelt auf, die in dieser Zusammenstellung einmalig ist.
Ein Glanzstück ist das Modell des legendären Schienenzeppelins von Franz Kruckenberg, der 1931 mit 230 km/h den Weltrekord für Schienenfahrzeuge aufstellte, der dann 23 Jahre unangefochten bestehen blieb. Aus der Zeit der Metallbaukästen ist das 1,60 Meter hohe Modell des Pariser Eiffelturms zu bewundern.
Richtig fahren mit der Eisenbahn können die kleinen Gäste auf Mini-Gleisanlagen, auf denen lustige Zirkuszüge ihre Runden drehen.
Vom Hersteller von Kinderherden und Küchenkram zum Weltunternehmen Märklin
1859 – 1950: Mädchenspielzeug in erstaunlicher Vielfalt
Am Anfang rollten noch keine Eisenbahnen, am Anfang stand ein Kinderherd - klein und niedlich, getreu den Vorbildern in den Küchen der Mütter nachgebildet.
1859 begann Theodor Friedrich Märklin mit der Fabrikation von Zubehör für die Puppenküche. Von Beruf war er Flaschnermeister und sehr erfahren in der Bearbeitung und Verformung von Blech. Blech war nicht nur ein geeigneter Werkstoff für die gewerbliche Anwendung, sondern auch ideal für die Herstellung von Spielzeug aller Art. Es war relativ leicht formbar, stabil und durchaus bezahlbar. Aus den ersten Töpfen, Schüsseln und Pfannen wurden so im Laufe der Jahre schließlich ganze Puppenküchen. Bestecke, Kuchenformen, Service, Wasserkaraffen und verschiedene Küchenherde entstanden und fanden ihre Käufer.
Aus der Flaschnerei wurde eine Spielwarenmanufaktur. Wegen des „pädagogischen Wertes“ erfuhr das Angebot immer mehr Beachtung: Schließlich konnte mit den Gerätschaften richtig gekocht und gebacken werden. Die Herde wurden anfänglich mit Spiritus und Gas beheizt, später auch mit Elektrizität betrieben und aus dem echten Gasherd wurde aus Sicherheitsgründen ein elektrisch betriebenes „Gasherd-Imitat“. Spielwaren für Mädchen befanden sich bis 1950 im Märklin-Angebot.
1895 – 1955: Dampfmaschinen – klassisches Jungenspielzeug und Lehrmittel
Als die Dampfmaschinen in die Kinderzimmer kamen, waren seit ihrem ersten gewerblichen Einsatz in Manufakturen und Bergwerken schon mehr als 100 Jahre vergangen. Das war ein ungewöhnlich langer Zeitraum, zumal andere technische Neuerungen unmittelbar nach deren Einsatz als Spielzeug angeboten wurden. Ursache war sicherlich die Tatsache, dass die Maschinen in den Fabriken unter Ausschluss der Öffentlichkeit arbeiteten.
Märklin bot im Katalog von 1895 die erste Dampfmaschine an. Es war eine so genannte „Dreibeiner-Maschine“. Ein Kessel, stehend auf drei Beinen, wurde von unten beheizt und oben war der oszillierende Zylinder mit Schwungrad angebracht. Eine sehr einfache Dampfmaschine, aber doch so interessant, dass innerhalb von gut einem Jahrzehnt eine ansehnliche Produktgruppe entstand. Es gab fast 80 verschiedene Maschinen, von der einfachen Dampfmaschine mit oszillierendem Zylinder bis zur Verbund-Maschine (Hoch- und Niederdruckzylinder) und Stirling-Motoren sowie Dampfturbinen.
Die Produktgruppe umfasste zudem eine große Anzahl von Betriebsmodellen, die über Transmissionsriemen von den Dampfmaschinen angetrieben wurden. Betriebsmodelle waren Schleifsteine, Sägen, Drehbänke, Hammerwerke, Dynamos, Pumpen, Ventilatoren, sogar ein Butterfass und weitere interessante Gerätschaften. Die Serie der aufwändigsten Ventilmaschinen begann Märklin 1914. Durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges war keine große Stückzahl möglich. Die Ära der Märklin-Dampfmaschinen endete mit dem Katalog von 1955.
Ab 1891: Technisches Spielzeug – Spiegelbild der Wirklichkeit en miniature
Alles was zum täglichen Leben oder zur Arbeit gehörte, oder ganz einfach faszinierend war, kam für die verkleinerte Nachbildung als Spielzeug in Frage. Besonders die moderne Technik hatte es den Kindern und natürlich auch den Spielwarenproduzenten angetan. Autos, Zeppeline und Flugzeuge waren begehrte Spielsachen.
Weniger bekannt sind die Dinge, die außerhalb der Weihnachtszeit Saison hatten: Spielsachen, mit denen im Freien umgegangen werden konnte, wie z.B. Kreisel in unterschiedlichsten Ausführungen. Die Fabrik feiner Blechspielwaren, wie Märklin sich zu Anfang nannte, bot weitgehend alles an, was aus dem Werkstoff Blech hergestellt werden konnte. Feines Blech konnte gebogen, gestanzt, geprägt und gelötet werden und es war auch bei großvolumigen Gegenständen relativ leicht. Vor allem aber war es bezahlbar. Später kamen Teile aus Zinkguss wie Autos, Bagger etc. hinzu. Von 1914 bis 2000 war der Märklin-Metallbaukasten ein wichtiges Sortimentsteil.
Große Spuren – 1891 kam die Spielzeug-Eisenbahn auf Schienen
Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1891 – damals Ostermesse genannt – präsentierte Märklin als erstes Unternehmen eine auf Gleisen laufende, betriebsfähige Spielzeug-Eisenbahn mit einer Spurweite von 45 mm (gemessen von der Innenkante der Schienen-profile). Die erste Lokomotive mit Federwerkantrieb, das so genannte Storchenbein, besaß nur eine Antriebs- und eine Nachlaufachse sowie einen zweiachsigen Tender. Bereits Mitte der 1890er Jahre baute Märklin auch zweiachsige Lokomotiven. Den ersten Uhrwerkbahnen folgten ab 1895 auch solche mit Elektroantrieb mittels Starkstrom (Netzspannung), regelbar über einen Kohlefadenregler, und zusätzlich Echtdampfbetrieb durch Spiritusheizung.
Entsprechend den Bedürfnissen der Importeure wurden Modelle verschiedenster ausländischer Bahnverwaltungen nachgebildet. Hervorzuheben sind hier Modelle von Lokomotiven und Wagen für Großbritannien, die Schweiz und die USA. Ab 1926 wurde der Betrieb mit Starkstrom generell verboten und auf das ungefährliche 20-Volt-System umgestellt. 1938 gab Märklin die Produktion der Nenngröße 1 kompromisslos auf.
Die größten Fahrzeuge, die Märklin hergestellt hat, waren Spur-V-Züge. Es gab von den um 1910 gefertigten Zügen nur fünf Exemplare. Die Spuren II und III konnten sich ebenso wenig durchsetzen. Heute besitzen Artikel dieser Größen Seltenheitswert.
Spur 0-Eisenbahn
1891 wurde auf der Leipziger Ostermesse ebenfalls die erste genormte "Modelleisenbahn" von Märklin in Spur I vorgestellt. Wenige Jahre später kamen weitere Baugrößen hinzu. Die Spur 0, die zusammen mit den Spuren II und III ins Sortiment aufgenommen wurde, etablierte sich im Laufe der Zeit zur dominierenden Baugröße. Der Vorteil des geringeren Platzbedarfs war das entscheidende Argument für die zunehmende Beliebtheit in der Käufergunst. Sie blieb es, bis im Jahr 1935 die 00, später H0 (Halbnull) genannt, ins Angebot kam. 1954 wurde die Produktion der Spur 0 schließlich eingestellt.
Ein besonders hübsches Modell aus Göppingen war der Jubiläumszug „Adler“ in Spur 0 zum 100. Geburtstag der deutschen Eisenbahn im Jahr 1935. Er kostete, verpackt in starkem Karton mit hübschem Deckelbild unter der Katalognummer AR 12930/35/3,
50 Reichsmark und bestand aus Lok, Tender, und drei Wagen. 12 Schienen gab es noch dazu. Lok und Tender allein kosteten RM 25.-.
Spur 00/H0 – die elektrische Tischeisenbahn wird der Renner
Seinen heutigen Ruhm verdankt Märklin in erster Linie der Eisenbahn, mit deren Miniaturen sie dem nach wie vor wichtigsten Verkehrsträger Deutschlands viele Sympathien einfährt.
1935 führte Märklin die „Elektrische Miniatur Tischeisenbahn Spur 00“ mit einer Spurweite von 16,5 mm ein. Sie entwickelte sich in kürzester Zeit zur beliebtesten Baugröße überhaupt.
Züge, Gleise und Zubehör entstammen den Produktionsjahren von 1935 bis 1937. Waren die Lokomotiven der ersten beiden Jahre noch 2-achsig, so wurden ab 1937 auch mehrachsige Loktypen angeboten.
Auch das Wagensortiment, bestehend aus 2- und 4-achsigen Personen- und Güterwagen, wurde zügig ausgebaut. Das gleiche galt auch für das Zubehör wie Bahnbauten, Signale und Lampen.