18.11.2011 - 28.10.2012
Was heisst es, in eine Sammlerfamilie hinein geboren zu werden? Stiftet eine Sammlung Familie? Fördert das Wissen um das Erbe den Zusammenhalt? Ist es eine Verpflichtung, eine Last, oder eher eine Herausforderung und Freude?
Solche und mehr Fragen richtet der Künstler Till Velten, der für seine Befragungen musealer Orte und deren Mitglieder bekannt ist, an die Nachfahren von Hedy Hahnloser, die zusammen mit ihrem Mann Arthur, die international renommierte Sammlung in Winterthur aufgebaut hat. Ihre Persönlichkeit, genauso wie diejenige ihrer Tochter Lisa Jäggli, die sich für den Erhalt der Sammlung ein Leben lang einsetzte, werden in den Fragekanon einbezogen. Zentral bei dieser Ausstellung aber ist das Mitwirken der heute unmittelbar für die Flora aktiven Vertreter aus verschiedenen Generationen. Sie alle werden Till Velten von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Haus, seinem Garten und der Sammlung berichten. Die transkribierten Gespräche werden sowohl in der Ausstellung wie im Katalog als Dokumente eine wichtige Rolle spielen.
Eine weitere an alle Beteiligten gerichtete Frage wird diejenige nach dem Lieblingsbild in der Sammlung und seiner Geschichte sein. Diese Angaben wiederum werden der Kuratorin Angelika Affentranger ein Leitfaden bei der Zusammenstellung ihrer Werkschau in der Villa Flora sein. Für einmal ist es nicht sie allein, welche die Arbeiten auf die Räume hin ordnet und zusammen stellt. Die Raumkomposition geschieht unmittelbar mit den Familienmitgliedern zusammen, die die wichtigen Hinweise liefern, und mit dem Künstler, der sie mit seinen Fragen erst ermöglicht. Auf eine neue, frische Art wird so einmal mehr die Sammlung speziell akzentuiert und präsentiert.
Die Werke sind gleichsam im Haus, Versicherungs- und Transportkosten für externe Leihwerke fallen weg. Finanziert werden müssen hingegen die Aufzeichnungen der Gespräche des Künstlers mit den Familienmitgliedern, deren Transkribierung und deren szenische Lesung durch Schauspieler und die Veranschaulichung über Videofilme. Es ist wichtig, dass die Texte professionell vorgetragen werden, nur so erlangen sie den Status einer Abstrahierung und Verallgemeinerung, distanzieren sich vom unmittelbar intim privaten Gestus der Gesprächsteilnehmer, ohne die Unmittelbarkeit der persönlichen Aussagen aufzugeben.
Von zentraler Bedeutung wird die Herausgabe einer auf die Ausstellung zugeschnittenen Publikation sein, die fortan die Geschichte der Villa Flora als lebendiges Dokument begleiten mag, Privates und Öffentliches miteinander verschränkend, wie es typisch für diesen Ort ist.