Valery Koshlyakov, geboren 1962 in Salsk (Russland), besuchte von 1979 - 85 die Kunsthochschule Rostov. Danach galt er wegen seiner Gesinnung und Malweise als Nonkonformist und wurde vom Staat somit nicht akzeptiert. Als er 1987 seine erste Ausstellung im öffentlichen Toilettenhaus der Innenstadt von Rostov selbst inszenierte, schritt die Polizei schon innerhalb einer Stunde ein und zerstörte die ausgestellten Werke. Daraufhin verließ er Rostov, ging nach Moskau und arbeitete im Untergrund der dortigen Kunstszene weiter. Als Galerist Walter Bischoff 1992 in Moskau einen seiner Künstler bei einer Ausstellung repräsentierte, nutzte er die Gelegenheit sich in der Moskauer Künstlerszene zu orientieren und besuchte zahlreiche Ateliers. Darunter war auch das Atelier von Koshlyakov. Koshlyakovs grandiose Arbeiten, entstanden unter ärmlichen Lebensumständen, faszinierten Bischoff auf Anhieb. Ihm war klar, dass hier Außergewöhnliches geschah und Koshlyakov ein weit überdurchschnittliches Talent ist. Nach großen behördlichen Hürden ermöglichte Bischoff Koshlyakov längerfristige Atelieraufenthalte in Stuttgart und San Jose (USA) und zeigte ihn 1992 erstmals und sehr erfolgreich bei der Art Cologne. Daraufhin wurde Russland auf Koshlyakov aufmerksam. Fortan wurde er in Russland akzeptiert und unter anderem mit Museumsausstellungen gewürdigt. Sein Bekanntheitsgrad und Ansehen nahmen ab diesem Zeitpunkt rasant zu. So vertrat er Russland bei der Biennale Sao Paulo 2002 und bei der Biennale Venedig 2003. Es folgten Ausstellungen weltweit, unter anderem im MACRO Museum Rom, im Guggenheim Museum New York, in der Tretjakov Galerie Moskau, im Louvre Paris sowie in der Saatchi Gallery London. Werke von Koshlyakov sind mittlerweile in nahezu allen russischen Museen und in zahlreichen namhaften Sammlungen vertreten. Er gehört heute zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern Russlands.
Seine Arbeiten zeigen das Spannungspotential zwischen klassischer römischer Architektur, Bauten des Weltkulturerbes und der zum Teil tristen Architektur Russlands. Wiederkehrend finden sich Gelb-, Grau-, und Brauntöne, die schwarzweiß kopierten Abbildungen der Architekturen werden grafisch mittels Kreide eingearbeitet. Oft läuft Farbe in wässrigen Linien über den Untergrund. Ebenfalls portraitiert er monumentale Skulpturen, wie zum Beispiel römische oder griechische Götter. So klassisch die Bildthemen meist sind, so wenig konventionell sind seine Malvorlieben. Zu Koshlyakovs bevorzugten Wirkungsträgern gehören unter anderem wertlose, alte Kartonstücke, die er mit all ihren Gebrauchsspuren übermalt und neu verknüpft. Auf den Verpackungen sind Risse, Knicke, Aufkleber und Stempel klar zu erkennen, die ins Architektonische überspielen und zugleich Ausdruck der Vergänglichkeit sind. Genau dieser Gegensatz zwischen dem abgegriffenen Material und den ästhetischen Architekturzeichnungen und Portraits erzeugen eine ganz besondere Spannung in seinen Werken. Neben Karton verwendet er auch Packband und Styroporplatten als Wirkungsträger, die er durch heftiges Bearbeiten mit Farbe und spitzen Gegenständen noch desolater wirken und gleichzeitig die Beschädigung in den Bildinhalt mit einfließen lässt. Seit vielen Jahren ist ebenso die Leinwand als Schaffensmedium Koshlyakovs nicht mehr wegzudenken. Auch hier versteht er es in Perfektion dem Kontrast zwischen meisterhaften Abbildungen und dem Rustikalen gerecht zu werden.