Während der Reishi-Pilz in hiesigen Wäldern unter dem Namen Glänzender Lackporling unbeachtet wächst, wird dieser Pilz in China seit tausenden Jahren als „Pilz der Unsterblichkeit“ und „König der Heilkräuter“ verehrt. Wissenschaftliche Studien belegen seinen Nährstoffreichtum und eine heilsame Wirkung.
Les Frères Chapuisat haben in der Villa Merkel eine Pilzzuchtfarm eingerichtet. Die Pilze sind das Herz einer architektonischen Struktur aus Holz, die sich im Gebäude ähnlich wie ein Pilzmyzel ausbreitet und sogleich während der sechswöchigen Aufbauphase der Ausstellung als Lebensraum für Künstler und Assistenten dient. Angelehnt an ein Kloster oder einen Tempel gibt es soziale, kontemplative und private Einheiten in der Struktur. Diese werden auch für die Besucher während der Laufzeit zugänglich sein.
Im Inneren der Struktur leuchtet das Holz in Anlehnung an indische Hindu-Tempel in bunten Farben. Jedoch stellt die architektonische Konstruktion von Les Frères Chapuisat den Betrachter zunächst vor Herausforderungen. Die über mehrere Ebenen führende Konstruktion muss durch schmalste Öffnungen betreten werden. Um überall hinzugelangen ist der Besucher gefordert, sich auf allen Vieren fortzubewegen.
Kindheitserinnerungen werden geweckt. Die Lust am Entdecken und Klettern liegt in den Konstruktionen von Les Frères Chapuisat ebenso nahe wie leichter Nervenkitzel oder Panik. Gemeinschaftsplätze oder Schlafmöglichkeiten überraschen dagegen mit einer einladenden Atmosphäre und bieten Geborgenheit.
Die architektonischen Grenzgänge der Genfer Brüder Les Frères Chapuisat (Gregory *1972 und Cyril *1976) brechen mit festgelegten Definitionen von Skulptur und Architektur und geben dem Zusammenspiel von Architektur und sozialer Funktion eine neue Bedeutung. Ihr Prinzip des Gemeinschaftlichen und der Brüderlichkeit ist dabei kein rigoroses, sondern ein offenes Konzept. Mit Humor und einem Hang zum Abenteuerlichen stellen sie sich selbst und die Betrachter vor immer neue visuelle und physische Herausforderungen.