14.09.2010 - 30.01.2011
In der umfangreichen Sammlung französischer Kunst, die dem Von der Heydt-Museum von seinen Namensgebern August und Eduard von der Heydt geschenkt wurde, waren und sind nicht nur die großen Impressionisten Monet, Renoir, Degas, Cézanne vertreten, sondern auch Werke der nächsten Künstlergeneration, also von Paul Gauguin, Maurice Denis, Edouard Vuillard und Odilon Redon.
1977 konnte das Von der Heydt-Museum zu diesem Konvolut auch noch das große Bild "Das Esszimmer – La nappe blanche" von Pierre Bonnard erwerben. Dieses bedeutende Gemälde begeistert unsere Besucher schon allein durch seine ungewöhnliche Perspektive und seine außerordentlichen Farbstellungen, es wirft aber auch mancherlei Fragen auf. Deshalb wollen wir jetzt das gesamte Oeuvre des Ausnahme-Künstlers Pierre Bonnard einer eingehenden Betrachtung unterziehen.
Unsere groß angelegte Ausstellung fügt sich ein in die
Reihe von Ausstellungen, die wir 2007 mit der Darstellung der "Schule von Barbizon", also den Vorläufern des Impressionismus, begonnen, mit "Renoir und die Landschaft des Impressionismus" 2007/08 und "Claude Mone't 2009/10 fortgesetzt haben. Mit der Ausstellung zu Pierre Bonnard zeigen wir jetzt einen Künstler, der zwar mit den Impressionisten Monet und Renoir befreundet war, der sich aber schon in seinen ersten Werken gegen die Mal-Methode des Impressionismus gewandt hat, um im Kreise der "Nabis" (die Propheten) einen neuen eigenen, flächigen Stil zu finden. In diesem Stil führten kräftige Umrisslinien und eine an japanischen Vorbildern geschulte Perspektive zu ganz anderen, Aufsehen erregenden Seherlebnissen. Mit seinen Anfängen im Jugendstil und im Kreis der "Nabis fand Bonnard zu bildnerischen Lösungen, die für die Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts revolutionär und hochmodern waren, doch schon um 1900 drang er zu einer eigenen, sehr persönlichen Malweise vor, in der er sich von allen Malern seiner Zeit unterscheidet. Seine Behandlung der Perspektive im Bild, seine Art, gleichsam"cum die Ecke zu malen und seine kühnen Farbexperimente machten ihn zu einem Maler, der viele andere Künstler inspirierte und der gleichzeitig sein Publikum immer wieder in Staunen versetzt.
Zwar gab es in den vergangenen Jahrzehnten auch in Deutschland immer wieder Ausstellungen zu Pierre Bonnard, so 1985 in Frankfurt und 1993 in Düsseldorf, aber sein Oeuvre ist längst noch nicht ausgeschöpft und nach allen Richtungen hin untersucht, so dass es mehr als gerechtfertigt erscheint, sich jetzt wieder mit diesem Künstler zu beschäftigen, von dem sein Freund Matisse, gefragt ob er Bonnard für einen großen Künstler halte, ohne Umschweife und Zusätze behauptete: "Ja!"