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Rubens' Triumph: Krieg, Politik und Malerei

16.10.2012 - 28.02.2013

Peter Paul Rubens (1577-1640) war das künstlerische Genie des 17. Jahrhunderts und weit darüber hinaus einer der bedeutendsten Maler aller Zeiten. Wäre Rubens nicht als Künstler seiner Epoche in die Kunstgeschichte eingegangen, würde er heute als bedeutender Diplomat des 17. Jahrhunderts gefeiert. Als Ratgeber und Unterhändler entfaltete er im Einklang mit den Interessen seiner Vaterstadt Antwerpen und der Landesherren in Brüssel an den Höfen in Madrid, Paris, Den Haag und London seine Vision eines geeinten Europas. Gemälde, aber auch Tapisserien, Buchillustrationen, Grafiken und Briefe gaben seinen politischen Ideen weit über Europa hinaus einprägsame Gestalt. Unter Einsatz seiner meist auch tagespolitisch zu deutenden Historienbilder leistete er seinen Beitrag, um den 80-jährigen Krieg zu beenden.

Diplomatie und Malerei verschmolzen in Rubens zu einer außergewöhnlichen Persönlichkeit, deren Kultiviertheit, sprachliche Gewandtheit und Verhandlungsgeschick, aber auch Integrität und Beharrlichkeit sich kaum ein Staatsmann zu entziehen vermochte. Kein anderer Künstler wirkte mit seiner Kunst so direkt auf die politischen Prozesse seiner Zeit. Nur Rubens wusste seine Kunst im Ringen um Krieg und Frieden so geschickt und erfolgreich einzusetzen. Malend gelang es ihm gerade in schwierigen Missionen, den politischen Akteuren Visionen mit tagespolitischer Zuspitzung vor Augen zu führen und so Möglichkeiten zur Überwindung der Konflikte zu eröffnen.

Unsere Ausstellung, die in Kooperation mit dem Koninklijk Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen entsteht, will Rubens´ Ambitionen als Diplomat in Verbindung zu seiner herausragenden Kunst setzen und damit das alte Thema Europa aus einem neuen Blickwinkel sehen. Die Ausstellung gliedert sich in sieben, an der Biografie orientierte Kapitel, die die komplexe Verbindung zwischen künstlerischen und politischen Themen erfahrbar machen.

Am Anfang steht "Das Haus des Diplomaten", in dem nicht nur das Programm des berühmten Hauses an der Wapper vorgestellt, sondern auch die Persönlichkeit des Malers mit seinen vielen Facetten beleuchtet wird. In der Sektion "Globalisierung" werden dann die Interessen des Brüsseler Hofes in der sich globalisierenden Welt dargelegt. Hier werden Werke vorgestellt, die direkt oder indirekt auf die Interessensphären des Brüsseler Hofes in der mohammedanischen Welt Bezug nehmen. Das Kapitel "Religion - das stärkste Gefühl" stellt Rubens´ Rolle in der katholischen Reformbewegung dar. Neben einer Auswahl triumphaler Themen für kirchliche und private Auftraggeber zeigen wir hier die Entwürfe für die Antwerpener Jesuitenkirche, die eindrucksvoll die Politisierung der Religion vor Augen führen. Die folgenden Themen "Mythenpolitik" und "Ein triumphales Leben" stellen die Entwürfe für den Medici- Zyklus und den unausgeführten Heinrich-Zyklus in den Mittelpunkt. Hier wird deutlich, wie die aktuelle Politik für Rubens ein permanenter Rekurs auf antike Bezüge war. Die Sektion "Friede und Wohlstand" konzentriert sich zum einen auf die politische Funktion von Rubens‘ Darstellungen der "Anbetung der Könige", die mit seinen Friedensmissionen in Zusammenhang stehen. Zum anderen werden Rubens‘ Verhandlungen in London auf dem Höhepunkt seines politischen Wirkens dargestellt. Im Schlusskapitel "Kriegsdiplomatie" zeigen Werke aus dem Umkreis des Bildes "Die Folgen des Krieges" das panische Ringen um Verbündete im Überlebenskampf der Habsburgischen Niederlande.

Die Ausstellung stellt sich dem Anspruch, den Rubens selbst in seiner Bildsprache und seinen diplomatischen Briefen erhob: Ohne zu verkürzen, werden die komplexen politischen Kontexte des 17. Jahrhunderts allgemein verständlich dargestellt. Dabei kommen seine Bilder gerade in ihrer argumentativen Kraft als Kunstwerke strahlend zur Geltung.

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