01.08.2012 - 03.10.2012
Am 15. August 1712 wurde der Fuldaer Dom nach einem barocken Neubau von Auftraggeber Fürstabt Adalbert von Schleifras (1700-1714) geweiht. Der Entwurf stammte von Johann Dientzenhofer, der auch als verantwortlicher Bauunternehmer fungierte. Dientzenhofer war auf Empfehlung des Mainzer Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn in fuldi-sche Dienste eingetreten.
Da sich im Jahr 2013 der 350. Geburtstag fürstlich-fuldischen Baumeisters jährt, werden dessen Werk und die vielfältigen Beziehungen zur zeitgenössischen Architektur in Rom, Böhmen, Franken und in der Oberpfalz dokumentiert und mit Hilfe von erhaltenen eigen-händigen Grundrissplänen anschaulich gemacht.
Eingebettet zwischen seiner um die Jahreswende 1699/1700 unternommenen Rom-Reise und der Dom-Weihe im August 1712 lag jenes rastlos-fruchtbare Jahrzehnt, in dem Johann Dientzenhofers bedeutende Kirchen- und Schlossbauten entstanden: Die Hohe Stiftskirche zu Fulda, die Klosterkirche der Benediktiner in Banz (1710-1718) und das ab 1708 errichtete Fuldaer Residenzschloss, dem 1706 der Bau des Marstalls voranging. An Profanbauten schloss sich zeitgleich das Heußleinsche Schloss in Kissingen an, 1709 folgte der Entwurf zu Schloss Bieberstein in der Rhön. An kleineren Bauten kamen in Fulda in den Jahren 1706/1707 sein Wohnhaus in der Rittergasse und – im Auftrage der Stadt – ab 1708 das Paulustor hinzu.
Nach seinem Weggang aus Fulda im Jahre 1711 konzipierte er, vom Mainzer Kurfürsten und Bamberger Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn zum Bamberger Hofbaumeister berufen, den maßstabsetzenden Entwurf für dessen Privatschloss Weißenstein ob Pommersfelden.
Die Planungen am Fuldaer Dom begannen im Herbst 1700 und dauerten bis 1704/05. In dieser Zeit verhandelten der Abt und der Architekt über die Form und den Umfang der Baumaßnahme. Gleichzeitig organisierte Dientzenhofer sein Bauunternehmen, denn er musste die meisten Baufachkräfte erst aus dem Ausland anwerben. Nach dem Baubeginn 1704 gelang es, trotz einer im folgenden Jahr vorgenommenen Planänderung, bereits 1708 den Rohbau mit der Schließung der Kuppel zu vollenden. Die Errichtung der Fassade, der Ausbau, einschließlich der kompletten Ausstattung dauerten vier weitere Jahre. Es entstand ein Kirchenbau von besonderer Stileinheit und Geschlossenheit.
Die in der Ausstellung gezeigten Baurisse und Ansichten vom 18. bis ins 20. Jahrhundert, die hervorragenden Fotografien der Preußischen Messbildanstalt Berlin (1905 und 1914) sowie die aktuellsten fotogrammetrischen Aufnahmen werden eine einmalige Gelegenheit bieten, den Dom, seine Struktur und Form bis ins Detail zu erfahren.
Urkunden und Bauverträge ergänzen die Präsentation. Mit einigen Paramenten und Vasa sacra aus dem Domschatz, die alle auf den Bauherrn Adalbert von Schleifras als Stifter zurückgehen, aber auch einigen aus dem Baukontext stammenden Ausstattungsstücken, erfährt die Schau zusätzlich ihre besonderen optischen Reize.