16.07.2009 - 30.11.2009
Für sein weit verzweigtes System zur 'Ordnung der Dinge' entwickelte Gustav E. Pazaurek zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine phantasievolle Nomenklatur des Bösen, die sich heute leicht als Auswuchs der Sprachromantik des 19. Jahrhunderts verwerfen ließe. Tatsächlich können Pazaureks Zweckkollisionen, seine Materialvergewaltigungen und Dekorbrutalitäten nicht nur aktuelle Fragen nach Gestaltung und Material, sondern auch den Einfluss der Dinge auf unser Handeln beleuchten. Herstellung, Erscheinung und Gebrauch sind heute wieder eine moralische Angelegenheit, in der die Kategorien 'gut' und 'schlecht' implizit verhandelt werden.
Die Ausstellung will Pazaureks Systematisierung zum Ausgangspunkt nehmen, um der aktuellen Wertediskussion durch die Konfrontation alter und neuer 'böser Dinge' Tiefe zu verliehen.
Welche Relevanz kann eine Systematisierung des Schlechten, ein Gegen- oder Anti-Kanon heute haben? Was bringt die Kategorie des Geschmacks in der Analyse von Dingen an Neuem und wie aufschlussreich ist ein Negativkanon als Matrix für heutige Massenware und Design?
Die Ausstellung soll nicht nur abgeschlossene Ergebnisse vorstellen, sondern ist angelegt als Forschungsprojekt, indem ein historischer Sammlungsbereich des Museums nach seiner heutigen Relevanz befragt und die Arbeit des Museums an einem Aspekt der Produktkultur exemplarisch öffentlich gezeigt wird. Zugleich wird die Position "Das Museum als Ort der Verhandlung" ernst genommen und Gestalter sowie die Besucher während der Laufzeit an der Erforschung des Gegenstands beteiligt.