Matias Bechtold macht in seinen künstlerischen Arbeiten auf besondere Eigenschaften technischer Gehäuse aufmerksam, indem er das Innere von Apparaten als Lebensraum umdeutet. Wo dieser Innenraum dem normalen Nutzer nur von der Funktion des jeweiligen Gerätes bestimmt zu sein scheint, zeigt Matias Bechtold den Ausschnitt einer anderen Welt. So sehen wir auf einmal nicht mehr eine TV-Rückwand, sondern eine technoide Architektur oder ein Cockpit – und aus einem Handstaubsauger wird ein Raumschiff.
Diese oft gänzlich unbekannten, von Matias Bechtold künstlerisch umgedeuteten Innenräume der Gehäuse zeigt das Museum der Dinge im Rahmen seiner Sammlungen, um über sie einen anderen Blick auf die eigenen Bestände technischer Geräte zu provozieren.
Zumindest für die auf analoger Technik beruhenden Apparate und Geräte, mit denen wir im täglichen Leben vor allem im Haushalt umgehen, ist charakteristisch, dass sie meistens auf eine bestimmte Funktion spezialisiert sind und sich diese Funktion an ihrer äußeren Gestalt ablesen lässt. Doch wie sie diese Funktionen erfüllen: was in ihnen an Technik steckt, wie diese Technik beschaffen ist und aussieht, das geben die äußeren Formen dieser Apparate und Geräte in der Regel nicht preis und lässt sich allenfalls erfahren, wenn man sie öffnet und damit nicht selten beschädigt, wenn nicht sogar zerstört. So sind das Interesse an den Innenräumen der Apparate und Kenntnisse über deren Beschaffenheit gewöhnlich gering.
Ähnlich verhält es sich mit den oft aufwändig gestalteten Verpackungen, in denen wir zum Beispiel unsere Lebensmittel aufbewahren und transportieren. Denn als in bestimmter Weise Raum definierende Formen finden sie meistens erst dann Beachtung, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben und im Müll unerwartet viel Volumen beanspruchen.
Der andere Blick, mit dem Matias Bechtold unsere Welt wahrnimmt, ist im Wesentlichen eine Maßstabverschiebung. Aus klein kann für ihn mühelos groß werden: Für Bechtold spielen offensichtlich die realen Dimensionen eines Dings, sei es nun ein Staubsauger oder ein Hochhaus, eine untergeordnete Rolle, vielmehr nimmt er an ihnen vor allem die Strukturverwandtschaften ihrer Gestalt und Gestaltung wahr – und kann so eben auch einen Stapel von leeren Keksverpackungen in einen dicht und differenziert eingerichteten gläsernen Wolkenkratzer verwandeln, den wir in unserer Phantasie mühelos bewohnen können.
Basis für die Entwicklung der anscheinend spielerisch geschaffenen Parallelwelten ist aber Matias Bechtolds hohes technisches Können, das es ihm ermöglicht, seine Vorstellungen aus dem Vorhandenen zu entwickeln oder dieses durch Ein- und Umbauten neu zu deuten. Dabei frappiert am meisten, wie es ihm gelingt, seine handwerklichen Eingriffe nahtlos mit den in High-end-Technik gefertigten Tiefziehteilen aus Kunststoffen zu verbinden und so die verschiedenen Realitätssphären miteinander zu verbinden. Dies wird besonders deutlich in den Objekten, in denen Bechtold funktionierende Fernsehapparate bearbeitet und seine fiktiven Welten mit den Fiktionen unseres Alltags konfrontiert.