Weserburg - Museum für moderne Kunst, Foto: Ingo Clauss
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Weserburg - Museum für moderne Kunst

Foto: Ingo Clauss
Foto: Ingo Clauss
Weserburg - Museum für moderne Kunst, Foto: Ingo Clauss
Weserburg - Museum für moderne Kunst, Foto: Ingo Clauss

Teerhof 20
28199 Bremen
Tel.: 0421 598390
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr, Do bis 20.00 Uhr

Gerd Rohling: inside-outside

23.02.2013 - 30.06.2013

Gerd Rohling, 1946 in Krefeld geboren, zählt zu den großen Einzelgängern der Kunst unserer Zeit. Immer wieder zieht es den in Berlin lebenden Künstler in die Welt, um an Orten wie Accra, Neapel, Rio de Janeiro, New York, Mumbai oder Liverpool an seinen umfassenden künstlerischen Projekten zu arbeiten. Mit seiner Ausstellung in der Weserburg kehrt Gerd Rohling gewissermaßen in den Hafen seiner frühen Jugend zurück. Denn hier, genauer: in Bremerhaven, heuerte er Mitte der 1960er Jahre als Schiffs-Steward auf der ?Bremen? an und war bis zum Beginn seines Kunststudiums auf großer Fahrt für einige Jahre auf den Weltmeeren unterwegs.
Anfang der 1970er Jahre schließlich nahm Gerd Rohling das Studium an der Hochschule der Künste in Berlin auf, das er 1977 bei K.H. Hödicke abschloss. Erste Aufmerksamkeit in den Gezeiten der Kunst erregte Rohling im Rahmen der Künstlergruppe 1/61 (benannt nach dem Postzustellbezirk Berlin-Kreuzberg 61), die er zusammen mit Frank Dornseif, ter Hell, Rainer Mang, Elke Lixfeld und Reinhard Pods 1979 gründete. Auf dem Erfolgszug der Neuen Malerei aus Berlin, in dessen Lokomotive Rainer Fetting, Helmut Middendorf, Bernd Zimmer und Salome als Junge Wilde das Lebensgefühl der Großstadt Berlin in neoexpressionistischen Bildern bannten, fuhr auch Rohling eine Zeit lang mit. Wenngleich sein künstlerischer Ansatz schon damals ein ganz anderer war und er sowohl den kurzzeitigen Ruhm als auch den freien Fall der Neuen Malerei mühelos überlebte.
Seither hat Gerd Rohling mit zahlreichen künstlerischen Projekten, die er oft über mehrere Jahrzehnte fortgeschrieben hat, immer wieder überrascht. Zwischenstationen dieser Projekte hat er in zahlreichen Ausstellungen, unter anderem in der Neuen Nationalgalerie in Berlin, der Kunsthalle Nürnberg und auf der Biennale in Venedig vorgestellt. Rohling begreift die Welt als Bild, an dessen Ergänzung und Verwandlung er unaufhörlich arbeitet. Den Maximen der romantischen Poesie des Novalis folgend entstehen Bilder, die am Status Quo des Bildes der Realität radieren und aufzeigen, dass die Welt auch anders sein könnte. So visiert Gerd Rohling ohne den Ballast künstlerischer Weltverbesserungsattituden mit notwendigem Witz den utopischen Fluchtpunkt einer anderen Welt an.
Gerd Rohling ist ein Künstler, der immer die Möglichkeitsform der Existenz anvisiert. Die Welt ist für ihn ein großes Bild oder ein Mosaik aus unendlich vielen Bildern. Und er selbst, der Künstler, ist immer in diesem Bilde, bewegt sich in ihm als Akteur, der die Realität zurechtbiegt, ergänzt und so ein anderes, ein neues Bild schafft, das für Momente den Fluchtpunkt einer anderen Welt aufscheinen lässt. Es ist Rohlings traumwandlerischer Sicherheit geschuldet, mit der er unbeirrt auf den Bahnen von ?Scherz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung? navigiert, dass sein der revolutionären ?Romantik? verpflichtetes Unternehmen niemals die Zeitgenossenschaft des 21. Jahrhunderts verliert. Zumal es ihm gelingt, mit der geheimnisvollen Erzählung seiner Werke immer wieder zentrale Themen unserer gegenwärtigen Existenz in den Blick zu nehmen, wie die Dominanz der medialen Kommunikation und ihre einflüsternde Wirkung auf das Weltbild der Gesellschaft oder die zunehmende Verschmelzung von privatem und öffentlichem Raum.
In einer von Gerd Rohling konzipierten Gesamtinstallation zeigt die Ausstellung ?Inside ? Outside? in der Weserburg jüngste Werke des Künstlers aus der Sammlung Böckmann, Berlin, die ergänzt werden durch einige Arbeiten aus seinem Atelier. Im Zentrum stehen Werkserien wie ?Immer im Bilde ? Rouge? oder ?Sweet ?n? Sour?, die in den vergangenen fünf Jahren entstanden sind, und mit denen Rohling die Bandbreite seiner künstlerischen Sprache von der Malerei über die Skulptur bis hin zum Film im spielerischen Umgang mit einfachsten Materialien vorstellt.

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