21.09.2012 - 16.01.2013
John Cage (*1912 Los Angeles, +1992 in New York) war insgesamt sechsmal in Bremen und hat dabei zahlreiche Werke und Spuren hinterlassen. Zum ersten Mal wurde er 1959 von dem Komponisten und Künstler Hans Otte (Hauptabteilungsleiter Musik bei Radio Bremen) zusammen mit David Tudor für Rundfunkaufnahmen bei Radio Bremen eingeladen. 1972 führte er zusammen mit David Tudor in der Bremer Glocke die Stücke Rainforest II und Mureau simultan auf. Die für Cage wichtigste Arbeit war 1982 A House Full of Music.
In diesem Jahr ist es genau dreißig Jahre her, dass Cage als Kompositionsauftrag von Radio Bremen und der European Broadcasting Union sein ,,A House Full of Music" realisierte. Bei der damaligen Live-Übertragung waren die Rundfunkanstalten von Belgien, Canada, Dänemark, Jugoslawien, USA/Washington, Norwegen, Österreich, Italien, Spanien Schweden, Frankreich und zahlreiche Sender der ARD angeschlossen. Mit diesem Konzert, das gleichzeitig eine künstlerische Aktion darstellt, realisierte John Cage ein simultan ablaufendes Klangereignis, das Musik aus allen Epochen und Stilrichtungen enthielt. In fünfzig verschiedenen Räumen des Überseemuseums musizierten ca. 800 Schüler und Jugendliche nach einer Komposition des Künstlers. Den Besuchern wurde damit die Möglichkeit geboten, anhand eines individuellen Rundgangs durch die Räumlichkeiten des Hauses die eigenen Klangerfahrungen selbst zu bestimmen. Für die Rundfunkübertragung von Radio Bremen mischte John Cage die aufgeführten Stücke der musizierenden Gruppen nach einer eigenen Konzeption zusammen.
In der Ausstellung wird das Wirken von John Cage in Bremen visuell und akustisch zu erleben sein. Die Präsentation seiner radiophonen Werke wird ergänzt durch Künstlerbücher, Musikeditionen und Fotografien aus dem Bestand des Studienzentrums für Künstlerpublikationen sowie zahlreiche Videos und Filme von und über Cage, bis hin zu seinem letzten Film ONE 11 AND 103 (Film ohne Thema für 1 Kameramann und 103 Orchestermusiker) von 1992. Während der Ausstellungseröffnung wird sich der Komponist und Klangkünstler Johannes S. Sistermanns in verschiedenen Räumen des Museums in künstlerischen und musikalischen Aktionen auf das Werk von John Cage beziehen.
Die Ausstellung ist eingebunden in ein dreijähriges von der VolkswagenStiftung gefördertes Forschungsprojekt zur Radiokunst: Zur Entwicklung eines Mediums zwischen Ästhetik und sozio-kultureller Wirkungsgeschichte, des Studienzentrum für Künstlerpublikationen in Kooperation mit der Universität Bremen und der Universität Köln.