22.05.2011 - 31.07.2011
Vom 22. Mai bis zum 31. Juli 2011 zeigt der Württembergische Kunstverein die erste
Einzelausstellung des libanesischen Künstlers Rabih Mroué in Deutschland. Sie wurde von Cosmin Costinaş, Kurator der Basis voor actuele kunst (BAC) in Utrecht, wo die Ausstellung
2010 erstmals zu sehen war, kuratiert.
Mroué, der zwischen den Bereichen von Theater, Performance und Bildender Kunst arbeitet, zählt zu den Schlüsselfiguren der libanesischen Kunstszene, die sich nach dem (formalen) Ende des Bürgerkrieges in den 1990er Jahren etablierte.
Der ursprüngliche Titel der Ausstellung, I, the Undersigned (Ich, der Unterzeichnende) wurde auf Wunsch des Künstlers verändert. Vor dem Hintergrund der aktuellen Revolutionen unter anderem in Tunesien und Ägypten, greift der neue Titel - Ich, der Unterzeichnende Das Volk fordert - jenen Slogan auf, der diese Volksaufstände, deren Tragweite wir derzeit
kaum abschätzen können, wesentlich beflügelt. Zugleich ist Das Volk fordert Titel der jüngsten Arbeit des Künstlers. Sie besteht aus einem Wandtext, der dieses Satzfragment
durch eine Auswahl möglicher - und dabei auch widersprüchlicher - Forderungen ergänzt.
Das Volk fordert versteht sich als Hommage an das Wiederaufleben der Gemeinschaft.
Mroué setzt sich in seinen Werken mit den anhaltenden Konflikten im Libanon und in Vorderasien auseinander. Es geht um Ereignisse, die im gegenwärtigen politischen Klima
des Libanons verdrängt werden und die sowohl mit den Folgen des libanesischen Bürgerkriegs als auch mit jüngeren Entwicklungen zusammenhängen. Die politischen und
kulturellen Kontexte dieser Konflikte werden ebenso beleuchtet wie allgemeine Fragen nach der Konstruktion von Identität, Geschichte und Erinnerung.
Mroués Arbeiten, die auf Dokumenten - Zeitungsausschnitten, vorgefundenen Fotos und Videos et cetera - aus seinem umfangreichen Archiv basieren, durchkreuzen unentwegt die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Sie verschränken "Fakten" der Vergangenheit mit
Spekulationen über die Gegenwart, individuelle mit kollektiven Erfahrungen.
Dabei geht es Mroué weniger um das Erinnern, als vielmehr um das Vergessen - ein Vergessen im Sinne eines aktiven Prozesses der Bewältigung.
Schließlich spielt die Auseinadersetzung mit der Verantwortung und Position des Künstlers eine zentrale Rolle in seinen Arbeiten und Projekten: sowohl im Hinblick auf traditionelle Zuweisungen an die Rolle des/der KünstlerIn als auch im Hinblick auf gesellschaftspolitische Verhältnisse.