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Zitadelle Spandau Museum für Stadtgeschichte


Am Juliusturm 64
13599 Berlin
Tel.: 030 354 944 264
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Öffnungszeiten:

tägl. 10.00-17.00 Uhr

Mensch und Mythos - Walter Becker und die Kunst der “verschollenen Generation”

06.02.2015 - 12.04.2015

Die Ausstellung ist dem expressionistischen Maler Walter Becker (1893-1984) gewidmet. Sie zeigt ihn im Kreis seiner Malerkollegen, jener um die vorige Jahrhundertwende Geborenen, die aufgrund der ungünstigen historischen Konstellation des 20. Jahrhunderts als „verschollene Generation“ zusammen gefasst wurden. Mit ihnen teilte Walter Becker die schwierigen Schaffens- und Rezeptionsbedingungen, die bestimmt waren durch zwei Weltkriege, die Turbulenzen der Weimarer Republik, Diktatur und oft Vernichtung ihrer heimatlichen Basis, schließlich durch eine vollständige Veränderung der kulturellen Landschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, in Westdeutschland aufgrund der Propagierung der ungegenständlichen Kunst und in Ostdeutschland des sozialistischen Realismus. So mussten die Maler und Bildhauer nach ersten Erfolgen ab der Lebensmitte weitgehend auf öffentliche Wahrnehmung verzichten. Diesem Phänomen einer Lücke in der offiziellen Kunstgeschichte hat sich der Münchner Sammler Joseph Hierling zugewandt. Die in der Ausstellung gezeigten Bilder zur „Kunst der „verschollenen Generation“ sind Teil seiner Sammlung, die seit 2009 in der Kunsthalle Schweinfurt beheimatet ist, und Bilder weiterer privater Leihgeber.
Das Beispiel Walter Beckers greift aus den vielfältigen, individuellen Möglichkeiten künstlerischer Ausdrucksformen, deren sich die Maler seiner Generation bedienen konnten, eine Facette heraus. Formal steht er innerhalb seiner Kollegen abseits jener realistischen Bewegung, die sich in der Weimarer Zeit in Opposition zum Expressionismus herausbildete und eine neue, malerische Formulierung für das Erlebnis von Welt gefunden hatte, wie es in vielen Bildern der Ausstellung dem Betrachter vor Augen steht. Walter Becker hingegen schloss formal bei den Expressionisten an. Inhaltlich weist sein Werk eine Spannweite auf, die von der alltäglichen Sicht auf den Menschen zu seiner Überhöhung durch den Mythos reicht. Dies rief die Interpreten auf den Plan. Namhafte Kunsthistoriker würdigten ihn, obwohl auch er sich nach dem Zweiten Weltkrieg der propagierten gegenstandslosen Malerei – bis auf sein letztes Schaffensjahr als nahezu Blinder – entzogen hat. Gerd Presler als Kenner der Brücke-Maler nannte ihn den „Musiker unter den Expressionisten“, und so mag wohl auch Hans Hofstätter die Fortsetzung des Expressionismus in seinem Spätwerk verfolgt haben, jenes Inbegriffs deutscher Malerei des 20. Jahrhunderts.
Mythos und Religion bleiben auch für die realistischen Maler der gezeigten Arbeiten wichtig, vor allem nach den Gräueln von Krieg und Diktatur. Sie konnten in den überlieferten Erzählungen der Antike und der Bibel Bilder ihres persönlichen Schicksals wiederfinden. Ein Anschluss an das tradierte Kulturgut war ihnen möglich, da sie sich der Gegenständlichkeit verschrieben hatten. Kaum einer aber hat sich bildnerisch so intensiv mit der griechischen Mythologie auseinandergesetzt wie Walter Becker.

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