Kurzbeschreibung
Die Bevölkerung der Stadt Rostock stieg von 30 980 Einwohner im Jahre 1871 bis zur Volkszählung im Jahre 1905 auf 60 790 Einwohner. Die zahlreichen Häuser- und Straßenbauten im Süden und hauptsächlich im Westen der Stadt - der Flußrichtung folgend - hatten bewirkt, daß etwa 1895 die Jakobi-Gemeinde fast drei Fünftel der gesamten Einwohnerschaft umfaßt. Die beiden Geistlichen dieser Kirche waren nicht imstande, eine Gemeinde von über 20 000 Seelen angemessen kirchlich zu versorgen.
Nach längeren Verhandlungen wurde beschlossen, die Stelle eines dritten Geistlichen zu bestätigen. Die Wahl, der Gemeinde fiel auf den Pastor Robert Pries. Er übernahm das Amt des 2. Diakonus an St. Jakobi mit der Verpflichtung, bei einer künftigen Errichtung einer neuen Gemeinde an diese als Prediger überzutreten.
Im Jahre 1897 kam es zu der Anregung, die Jakobi-Gemeinde zu teilen. In den Verhandlungen wurde deutlich, daß die Teilung der übergroßen St.-Jakobi-Gemeinde nicht ausreichen würde, sondern daß eine Revision der Grenzen der übrigen drei Stadtgemeinden erfolgen müsse. Nach Verschiebung der Grenzen dieser Stadtgemeinden und einer Verkleinerung der St.-Jakobi-Gemeinde sollte die Teilung der letzteren in zwei Gemeinden erfolgen. Es machten sich Zweifel geltend über das Bestehen einer rechtlichen Verpflichtung der Stadt zur Schaffung einer neuen Kirchengemeinde und einer neuen Pfarrstelle ausschließlich auf städtische Kosten.
Über alle diese Angelegenheiten sind von den Behörden und dem Oberkirchenrat eingehende Verhandlungen geführt worden. Die Veränderung der uralten Grenzen der Stadtgemeinden machte besondere Schwierigkeiten, da altgewohnte kirchliche Beziehungen aufgegeben und neue angeknüpft werden mußten.
Die Stadt Rostock entschloß sich, unter Verwendung eines Teils des Vermögens der abgebrochenen St.-Johannis-Kirche den Bau eines neuen Gotteshauses durchzuführen.
Nachdem das Bauprojekt fertiggestellt und genehmigt war, erfolgte im August 1905 der erste Spatenstich. Die Bauarbeiten gingen zügig voran. Am 23. November 1906 konnte das Richtfest gefeiert werden.
Im Herbst 1907 bezog Pastor Pries das fertiggestellte erste Pfarrhaus, etrwas später der Küster das Küsterhaus. Im April 1908 war die Kirche und das zweite Pfarrhaus vollendet.
Die Leitung des Baues lag in Händen des Professors J. Vollmer, der bauführende Architekt war Herr Albert Feldwisch-Drentrup.
Die Kosten für den Bau der Kirche betrugen rund 360000,- M, des ersten Pfarr- und Küsterhauses 50 000,- M und des zweiten Pfarrhauses 29 000,- H. Das Pfarr- und Küsterhaus sind zu einem Gebäude zwischen der Niklot- und Kirchenstraße vereinigt.
Die Kirche ist in der Form des norddeutschen Backsteinbaues und im Stil der Neogotik erbaut. Den Grundriß bildet das lateinische Kreuz. Die Kirche mußte eine Bodenerhebung vom Margaretenplatz zur Ottostraße hin von etwa 3,0 m überwinden. Zur Lösung dieses Problems wurde eine Freitreppe mit einem offenen überdachten Vorbau vorgesehen. In der Kirche befindet sich eine weitere Treppe in einer Vorhalle. Rechts und links von dieser Vorhalle gehen kleinere Räume ab. Der Vorbau ist mit einem schmiedeeisernen Tor abgeschlossen. Der Sockel der Kirche und die Treppen sind aus schwedischetti Granit gearbeitet. Im Innern der Kirche befinden sich links und rechts Emporen, hier sind je fünf Bankreihen aufgestellt. Die Emporen werden von je zwei Granitsäulen getragen. In den Seitenschiffen befinden sich je sieben Bankreihen und im Hauptschiff 16 Doppelreihen von Bänken. Die Bänke sind aus schwach-bräunlich gebeiztem Kiefernholz gefertigt. Die Orgelempore im Westteil der Kirche wird von zwei polierten Granitsäulen getragen. Der Altarraum erhebt sich um etwa 50 cm über dem Kirchenfußboden. Rechts und links vom Altar sind Nischen eingearbeitet, die die Kanzel und das Taufbecken aufnehmen.
An beiden Seiten der Kirche sind Eingänge vorgesehen, die für die Aufgänge nach den Emporen und auch in die Kirche verwendet werden. Die Aufgänge sind in Treppentürmen untergebracht. Zu beiden Seiten des Altars befinden sich die Gemeinderäume, die vom Altarraum aus und auch von außen betreten werden können.
Die Kirche hat einen etwa 70 Meter hohen Turm. Der Schaft ist aus Ziegeln gemauert und mit Schallöchern versehen. Der Turm nimmt die Glocken und die Turmuhr mit dem Uhrwerk auf. Den Abschluß bildet die Turmspitze, die 1963 wieder mit Kupfer eingedeckt wurde. Die Kupferbedachung war während des Krieges entfernt und für andere Zwecke verwendet worden. Vier kleine Türmchen zieren die Ecken des Turmes.