Kurzbeschreibung
Die ältesten nachweisbaren Theateranfänge gehen auf einen Jesuitenorden im 17. Jahrhundert zurück. In ihren Aufführungen, die teils am Hoftheater in der Residenz stattfanden, versuchten sie, lehrreiche, zum Teil religiöse Themen dem Volk nahe zu bringen. Der Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn richtete auf der Festung Marienberg eine erste feste Bühne ein und unterhielt sogar ein Orchester.
Erst auf Betreiben des Adligen Julius Graf Soden wurde mit dem Schauspiel "Stille Wasser sind tief" am 3. August 1804 das Würzburger Stadttheater eröffnet. Schon damals bot das Theater bis zu 700 Personen Platz. Die Gagen für die Schauspieler fielen allerdings recht mager aus. Julius Graf Soden, ein nüchtern denkender und ein real einschätzender Mensch, gestand aus Geiz dem Personal nicht mehr zu. In dem Gedicht "Der neue Alcinos" verspottet Johann Wolfgang von Goethe Graf Sodens im Land bekannte Praxis.
In der Folgezeit wechselten häufig die politischen Verhältnisse, weshalb der Name des Theaters sich alle Jahre änderte. Obwohl der Erzherzog Ferdinand ab 1806 von Würzburg aus das Großherzogtum regierte und das Haus sehr förderte, geriet es bald in finanzielle Nöte. Drastische Sparmaßnahmen und wechselnde Direktoren konnten dem gefährlichen Abwärtstrend nicht entgegenwirken. Dennoch kam es nie zu einer endgültigen Schließung.
In der Spielzeit 1833/34 agierte Richard Wagner als "Choreinstudierer" und "Leiter der Pantomieme" am Theater. In dieser Zeit komponierte er auch sein Erstlingswerk "Die Feen". Es sollte über 20 Jahre dauern, bis zum ersten Mal mit der Ouvertüre zu "Tannhäuser" ein Werk von Wagner in Würzburg gespielt wurde. Ein weiterer Höhepunkt dieser Zeit war ein Gastspiel des Virtuosen ("Teufelsgeiger") und Komponisten Niccolo Paganini.
Während das Theater den ersten Weltkrieg noch glimpflich überstand, musste der Spielbetrieb im Zuge der Inflation 1923 und 1930 eingestellt werden. In den 20er Jahren wurden häufig moderne Stücke durch den Stadtmagistrat abgesetzt, so Brechts "Dreigroschenoper" oder Wedekinds "Lulu". Als das "Russische Dramatische Theater" in der Stadt oder die hebräische Bühne "Habima" gastierte, reagierte die Öffentlichkeit mit wütenden Protesten, weil das nationale Empfinden offenbar beleidigt wurde. Einen kulturellen Höhepunkt feierte dagegen Richard Strauß, der 1926 seine Oper "Adriane auf Naxos" in Würzburg dirigierte.
Das Umbruchsjahr 1933 behielt für das Theater wenig Veränderungen vor. Die Intendanz in Person von Eugen Keller blieb im Amt und der Spielplan wurde mit vornehmlich heimatverbundenen, deutsch-nationalen Stücken fortgesetzt.
Am 16. März 1945 wurde das Theatergebäude durch einen Luftangriff völlig zerstört. Doch unmittelbar nach Kriegsende kam es zu ersten privaten Theateraufführungen, zum Teil in den Ruinen, die als realistische Kulisse dienten. Später wurde die Turnhalle des Lehrerseminars zum "Theater am Wittelsbacher Platz" umfunktioniert. Erst 1966 sollte der Theaterneubau auf dem Grund des einstigen Würzburger Bahnhofs mit Wagners "Meistersingern" eröffnet werden. Finanzielle Schwierigkeiten begleiteten die Existenz des neuen Hauses von Anfang an.
2004 feierte das mittlerweile zum "Mainfranken Theater" umbenannte Schauspiel- und Opernhaus sein 200 jähriges Bestehen.