Kurzbeschreibung
Eine florierende Textilindustrie hatte die ökonomische und politische Stellung des Cottbuser Bürgertums zur Jahrhundertwende gestärkt und weckte nun stärker kulturelle Bedürfnisse. Die errungene Position sollte selbstbewußt mit einem Theaterneubau repräsentiert werden. Die Stadtverordneten-Versammlung beschloß am 1. November 1905 den Neubau eines Stadttheaters mit einem Kostenvoranschlag von 800 000 Mark und schrieb dazu einen Architekturwettbewerb aus. Den Zuschlag erhielt Bernhard Sehring, der bereits 1896 mit seinem Theaterbau "Theater des Westens" in Berlin großes Aufsehen erregt und lebhafte Diskussionen ausgelöst hatte.
Der Theaterbau in Cottbus - ein Bauwerk des sezessionistischen Jugendstils - ist Sehrings reifste architektonische Leistung. Geschickt verwob er hier Architektur, Kunsthandwerk, Malerei und Plastik.
Nach nur 16 Monaten Bauzeit wurde das Theater am 1. Oktober 1908 mit Lessings Schauspiel "Minna von Barnhelm" eröffnet. Liebstes Kind der Cottbuser war schnell die Operette, Schauspiel hatte es schwer. Mangels eines eigenen Opernensembels etablierte der erste Intendant die "Monatsoper", am Ende der Spielzeit wurde einen ganzen Monat nur Oper gespielt - ausschließlich mit Gästen aus größeren Häusern. Erst ab 1912 gab es ein theatereigenes Orchester und ein festes Opernensemble.
Cottbuser Bürger verhinderten 1945 die Sprengung des Gebäudes, das während des Krieges auch als Munitionslager gedient hatte. Eine aufwendige sechsjährige Rekonstruktion in den 80er Jahren beseitigte im Laufe der Zeit entstandene Schäden. Technische Neuerungen wurden architektonisch einfühlsam eingebaut. Im Oktober 1986 wurde das Haus feierlich wiedereröffnet.
Seit 1992 ist das Cottbuser Theater Staatstheater, das einzige im Land Brandenburg. In mehreren Spielstätten wird ein vielseitiger, attraktiver Theater- und Konzertspielplan geboten. Mit den Inszenierungen des Musiktheaters und des Schauspiels hat sich das Staatstheater Cottbus auch überregional einen Namen gemacht.